Viele glauben, dass wir Winter haben, wenn die Erde auf ihrer elliptischen Bahn am weitesten von der Sonne entfernt ist. Stimmt aber nicht, zumindest nicht für uns auf der Nordhalbkugel. Die Erde steht der Sonne nämlich ausgerechnet im Januar, wenn bei uns Winter herrscht, am nächsten. Wie ist es also dann? Die Jahreszeiten, für Kinder (und neugierige Eltern) erklärt:
Weißt du, dass wir an einem ganz besonderen Platz auf dieser Erde leben? Hier in Mittel- und Nordeuropa sind die Jahreszeiten nämlich so stark ausgeprägt, wie du sie am Äquator oder auch am Nord- oder Südpol der Erde nie erleben könntest. Im Norden und in der Mitte Afrikas etwa gibt es anstatt Frühling, Sommer, Herbst und Winter nur die Trockenzeit und die Regenzeit. Die Temperaturen sind dort das ganze Jahr über ziemlich gleich warm. Auch an den Polen gibt es keine Jahreszeiten wie bei uns, sondern nur die Polarnacht und den Polartag. Während des Polartages geht die Sonne sechs Monate lang nicht unter: Es ist also ein halbes Jahr lang hell, aber nicht so warm wie bei uns im Sommer. Im nächsten halben Jahr geht die Sonne dort gar nicht erst auf und es ist dann durchgehend dunkel und eisig kalt.
Warum haben wir Jahreszeiten?
Die Erdachse ist der Grund, warum wir Jahreszeiten haben! Unsere Erde dreht sich einmal im Jahr um die Sonne. Und währenddessen dreht sie sich auch noch jeden Tag einmal um ihre eigene Achse. Diese Achse steht nicht kerzengerade, sondern ist leicht geneigt (genauer: um 23,5 Grad). Wäre sie das nicht, gäbe es auf der ganzen Erde keine Jahreszeiten, sondern nur Tag und Nacht. Weil die Erdachse aber geneigt ist, gibt es auf der Erde verschiedene Klimazonen – vom polaren, eisigen Klima bis hin zum extrem heißen, tropischen Klima am Äquator.
Wir in Mittel- und Nordeuropa leben in der sogenannten „Gemäßigten Klimazone“, die in Europa ungefähr von der nördlichen Mittelmeer-Küste bis nach Südschweden reicht und sich in der Breite von Nordamerika über Europa bis nach Asien erstreckt. Im Sommer treffen die Sonnenstrahlen in einem Winkel um die 60 Grad auf uns. Weil sie einen ziemlich direkten Weg durch die Atmosphäre – die dünne Schutzschicht rund um die Erde – nehmen, werden sie nicht so stark ausgebremst und es kommt ziemlich viel von der Sonnenwärme bei uns an. Aber eben nicht so viel wie am Äquator, wo die Sonne teils senkrecht auf die Erde brennt. Und auch nicht so wenig wie an den Polen.
Warum ist die Sonne abends rot?
Im Winter zieht die Sonne sehr tief über unseren Himmel: Ihre Strahlen treffen also ziemlich schräg auf die Atmosphäre und müssen deshalb sehr lang durch diese Schutzschicht hindurch wandern.
Das ist ein bisschen wie wenn du eine Straße überqueren willst: das tust du auch lieber auf dem kürzesten, direkten Weg und nicht schräg, weil du sonst viel länger auf der Straße bist und viel mehr Gefahr läufst, dass dich ein Auto im Vorbeifahren verletzt.
Zurück zu den Sonnenstrahlen im Winter: Auf ihrem schrägen, langen Weg durch die Atmosphäre erwischt es ganz viele Lichtteilchen; sie werden „gebrochen“ und kommen dadurch gar nicht mehr bei uns unten auf dem Erdboden an. Die einzigen Lichtteilchen, die es trotz allem ziemlich gut durch diesen Hindernisparcours schaffen, sind die roten, langwelligen. Deshalb sehen wir die Sonne beim Sonnenauf- oder -untergang auch oft rot leuchten. Das sind die beiden Tageszeiten, zu denen die Strahlen grundsätzlich einen langen Weg durch die Atmosphäre zurücklegen – egal ob Winter oder Sommer ist.
Lange Tage im Sommer, lange Nächte im Winter
Und dann ist da ja auch noch die Tageslänge, die bei den Jahreszeiten ein Wörtchen mitzureden hat. Im Sommer ist es pro Tag ganze 16 Stunden lang hell, im Winter nur ungefähr halb so lang, also acht Stunden. Dadurch, dass die Sonne so schräg auf das winterliche Europa scheint, geht sie hier nämlich auch viel weiter südlich auf und wieder unter: Ihre Bahn über unseren Himmel ist im Winter also nicht nur tiefer, sondern auch viel kürzer. Im Sommer hingegen geht sie viel weiter im Norden auf bzw. unter, weshalb sie für ihre Bahn über unseren Himmel fast doppelt so lang braucht. Klar, dass sich die Erde in 16 Stunden Sonnenschein viel besser erwärmen kann als in acht Stunden!
Warum der Sommer erst nach der Sommersonnwende beginnt
Warum beginnt der Sommer am 21. Juni, obwohl die Sonne doch ab jetzt täglich eine tiefere Bahn über unseren Himmel zieht? Tja, die Erde reagiert nun mal sehr langsam und träge auf die schwindende Sonnenkraft. Während der letzten Wochen hat sie ganz viel Wärme gespeichert, die sie nun zusätzlich zur Sonnenwärme abgibt. Deshalb haben wir es bis in den September hinein so schön spätsommerlich warm. Zu Winterbeginn am 21. Dezember ist es umgekehrt: Die Erde braucht erst ein Weilchen, bis sie sich von der stärker werdenden Sonnenkraft wieder erwärmt hat.
Eine schöne Unterstützung beim Entdecken der Jahreszeiten bietet die Jahreszeitenuhr von Sonne Mond und Erde, die hier erhältlich ist.
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