Der Wassermann-Vollmond am 19. August ist ein Blue Moon: Nanu, so heißt ein Vollmond doch nur, wenn es im selben Monat zwei davon gibt!? Finden in einer Jahreszeit gleich vier Vollmonde statt, dann heißt auch der dritte der vier Vollmonde „Blue Moon“. Allerdings ist der Blue Moon nur rein rechnerisch etwas Besonderes: Bei einer Monatslänge von 30 bzw. 31 Tagen kommt es zwangsläufig immer wieder zu einem Blue Moon, da der Abstand zwischen zwei Vollmonden nur 29,5 Tage beträgt.
Blue Moon hin oder her: Wir stehen mit dem Schnittermond im August, genauer dem Vollmond in der zweiten Augusthälfte in den Startlöchern für die Ernte (in unserem Fall vor allem die Zwetschgen, aus denen dann unser feuriger Schnaps gebrannt wird). Geerntet wird idealerweise erst mit dem abnehmenden Mond, weil man so noch den kräftigen Wachstumsschub ausnutzt, den die Pflanzen zum Vollmond hinlegen.
Das Warten auf den besten Erntezeitpunkt ist auch immer ein Pokerspiel: Was macht das Wetter um diese Zeit? Droht ein verheerendes Unwetter mit Hagel, das die Ernte noch schnell zerstört oder die schwer tragenden Bäume umreißt? Oder regnet es plötzlich wochenlang durch, sodass die Früchte feucht gesammelt werden müssen und zu schimmeln drohen? Also doch besser mit der Ernte beginnen, bevor der Mond wieder abnimmt?
Die Entscheidungen, die jetzt gefällt werden müssen, haben eine gewisse Reichweite. Aber ist der Startschuss erst mal gefallen, gibt’s kein Zurück mehr. Dann muss jeder volle Kraft geben: passend zum Widdermond, der Ende August immer den abnehmenden Dreiviertelmond markiert. Das alles gilt natürlich nicht nur für unsere kleine Zwetschgenernte!
Die Qualitäten, die wir jetzt brauchen, sind typisch für den Archetypus der Schnitterin: geistesgegenwärtig, zupackend, entschlusskräftig, beherzt … Manche finden sie auch grausam. Vielleicht, weil sie die süßen Pflanzenkinder von den Mutterpflanzen trennt? Für mich ist die Schnitterin eher eine Hebamme, denn die Früchte sind jetzt reif für den nächsten Schritt: ab in die Vorratskammer, in die Maischefässer oder eben ab in die Erde, wo sie dann bis zum Beginn des neuen Lebenszyklus im Frühling ruhen.
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