Zwei bis drei Tage vor Vollmond und idealerweise noch bei Waage-Mond: das ist laut Mondkalender die beste Zeit zum Säen und Pflanzen von Lichtkeimern. Warum das so ist und was es dabei zu beachten gilt, erklären wir hier.
Die ersten, die herausgefunden und nachgewiesen haben, wann der beste Mond zum Pflanzen und Säen ist, waren nicht etwa die Bauern in grauer Vorzeit, sondern Menschen aus dem vorigen Jahrhundert. Unter den Sympathisanten von Rudolf Steiner, der vor hundert Jahren den Grundstein zur Biodynamischen Landwirtschaft legte, befanden sich zahlreiche Gartenfans und landwirtschaftliche Betriebe. Einige davon wollten es genau wissen und untersuchten die Mondwirkung auf das Pflanzenwachstum mittels aufwändiger Studien. Die bekannteste unter ihnen ist Maria Thun, auf deren Gartenkalender "Aussaattage" heute unzählige Menschen schwören. Hartmut Spieß hat Thuns Aufzeichnungen Mitte der 1990er Jahre unter die Lupe genommen und kam in seinen Versuchsreihen aufs gleiche Ergebnis: Keimlinge, die etwa zwei Tage vor Vollmond und zudem bei Waage-Mond gesät wurden, wuchsen schneller heran als die Vergleichs-Keimlinge.
Der Mondzyklus taugt auch als Jahres-Kalender
Waage-Mond kurz vor Vollmond: Das klingt kompliziert und so, als ob es eine ganz seltene Konstellation wäre. Doch keine Sorge, sie trifft zuverlässig jedes Jahr im Frühling ein. Jede Mondphase durchläuft nämlich einmal im Jahr alle zwölf Sternzeichen bzw. Sternbilder. Am besten lässt sich das an Voll- und Neumond nachvollziehen: Der Neumond steht immer im selben Sternzeichen bzw. Sternbild wie die Sonne – und wechselt folglich etwa jeden Monat ins nächste Zeichen. Genauso tut das der Vollmond, nur dass er immer das der Sonne gegenüber liegende Zeichen bzw. Sternbild durchwandert. Jede Kombination von Mondphase und Mondzeichen taucht demzufolge einmal im Jahr immer zu einer bestimmten Jahreszeit auf. Der Waage-Mond zwei Tage vor Vollmond liegt also immer vor dem Vollmond im Jahr, wenn zugleich die Sonne irgendwo zwischen Ende Widder und Mitte Stier steht.
AUFGEPASST: Wer nach dem Mondkalender von Paungger und Poppe gärtnert (oder ähnlichen Kalendern, die auf den astrologischen System beruhen), bei dem zeigt der Kalender schon Anfang April – manchmal sogar im März – einen Waage-Mond kurz vor Vollmond an. In der biodynamischen Landwirtschaft jedoch arbeitet man mit astronomischen Daten, die den Lauf der Gestirne vor den tatsächlich beobachtbaren Sternbildern anzeigen. Diesem astronomischen System liegen auch die erwähnten Studien zugrunde. Demnach findet der Waage-Mond kurz vor Vollmond immer erst einen Monat später statt, also im Mai! Das passt zur alten Bauernregel: "Pflanzt du es im April, kommt's wann es will. Pflanzt du es im Mai, kommt's glei'."
Warum ausgerechnet zwei Tage vor Vollmond?
Dass die Pflanzen im Frühling am besten keimen – und zwar dann, wenn die Eisheiligen vorbei sind –, ist nun wirklich nichts Neues. Aber warum tun sie das ausgerechnet zwei Tage vor Vollmond am besten? Das liegt daran, dass der Mond je nach Mondphase zu unterschiedlichen Zeiten aufgeht. Der zunehmende Halbmond etwa geht um Mittag herum auf und steht abends zu Sonnenuntergang im Zenit – also am höchsten Punkt seiner täglichen Bahn – am Himmel. Von dort aus wirkt sein Licht zwar mit halber Kraft, aber doch so stark auf die Erde, dass es die Tageslicht-Dauer ein bisschen verlängern kann. Mit jedem Tag gewinnt der Mond aufgrund seines Zunehmens nun an Leuchtkraft. Zugleich steht er zum Sonnenuntergang aber jeden Tag tiefer am Himmel, da er mit jedem Tag rund 50 Minuten später aufgeht. Zwei Tage vor Vollmond geht der Mond nachmittags auf und steht abends immerhin so hoch am Himmel, dass die Kombination aus voller werdendem Mond und Höhe über der Erde den Pflanzen eine maximale Lichtwirkung und damit Tagesverlängerung bietet. Ihre Photosynthese-Kraftwerke machen dann die meisten Überstunden.
Zu Vollmond ist diese Wirkung bereits wieder am Abnehmen. Denn der Vollmond, der ja eigentlich am hellsten wäre, geht erst auf, wenn die Sonne gerade untergeht, und steht erst um Mitternacht im Zenit über uns. Das heißt, sein Licht wirkt erst dann am stärksten. Das bringt den Pflanzen nicht mehr viel, denn sie haben abends mit dem Sonnenuntergang ihre Photosynthese-Kraftwerke bereits heruntergefahren.
Nun könnte man argumentieren, dass das Mondlicht ja eh nur bei klarem Himmel eine Auswirkung auf die Pflanzen haben kann. Doch es sind nicht nur die exogenen Rhythmen – also in diesem Fall das von außen kommende Licht –, das die Rhythmen des Lebens steuert. Über Jahrmillionen hat sich dieser Rhythmus dem Leben eingeprägt. Die Pflanzen – und nicht nur die – haben den Zyklus der Jahreszeiten und Mondphasen so verinnerlicht, dass er sie auch endogen steuert: also auch dann, wenn das Mondlicht gerade mal hinter Wolken verborgen ist.
Also: es lohnt sich, den Waage-kurz-vor-Vollmond zu nutzen! Dieses Jahr ist er übrigens am 20./21. Mai 2024.
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