Der Monat Juli ist gefürchtet wegen seiner heftigen Gewitter. In unzähligen Bauernregeln haben die Menschen versucht, sie vorherzusagen. Nicht selten spielt der Mond dabei eine Rolle. Beeinflusst er tatsächlich das Wetter?
Der Juli, der heißeste Monat des Jahres riecht für mich nach Heu. Mittlerweile liegt dieser Duft auch schon Ende Mai in der Luft, denn heutzutage mähen die meisten Bauern ihre Wiesen drei- bis fünfmal pro Saison. Früher, als diese Arbeit noch von Hand, mit Sense und Rechen erledigt werden musste, betrieben die Landwirte den immensen Aufwand nur zweimal im Jahr. Die Haupternte passierte vorzugsweise im Juli, wenn die Sonne am heißesten vom Himmel brennt und das geschnittene Gras schnell trocknet. Schließlich war Heu im Winter die einzige Nahrung für das Vieh; hätte das Futter geschimmelt, wäre das einer Katastrophe gleichgekommen.
Logisch also, dass der Mond im Juli den Namen Heuert trägt. Ein weiterer Name ist der Donnermond im Juli. Auch sehr logisch, denn der Juli ist auch der Monat mit den heftigsten Gewittern. Und die wiederum sind bei den Landwirten extrem gefürchtet. Das Juliwetter hat wesentlichen Einfluss auf die Menge und die Güte der Ernte.
An den Bäumen hängen bereits die kleinen, noch ganz grünen Früchte. Die meisten Tierkinder, die in diesem Jahr geboren wurden, sind ebenfalls noch sehr zart, unerfahren und verletzbar – viele davon haben ihre Kinderstube noch nicht verlassen. Das mag der Grund dafür sein, warum die Astrologie dieser Zeit, in der die Sonne durchs Zeichen Krebs wandert, die Kindheit, die Verletzbarkeit und die Emotionen zuordnet. Der Vollmond bildet generell den Gegenpol zur Sonne – nicht nur, weil er ihr gegenüber am Himmel steht. Astrologisch steht der Vollmond dann nämlich im Zeichen Steinbock, was dem Motto entspricht: "Was mich nicht umbringt, macht mich stark." Das bedeutet für die Pflanzen- und Tierwelt: Der Nachwuchs, der die Hagelstürme und Gewitter im Juli überlebt, ist so robust, dass er mal ganz sicher gut durchkommt.
Der Mond, das Wetter und die Bauernregeln
Wir Menschen haben das leider nicht immer in der Hand: Beim Obst oder beim Getreide, das noch reifen muss, hilft nur Bangen und Hoffen. Doch beim Heu hilft die kluge Wahl des Schnitt-Zeitpunktes! Dank der Wettervorhersagen der Meteorologen, die jederzeit abrufbar sind, funktioniert das mittlerweile gut. Früher mussten sich die Menschen auf ihre eigenen, oft langjährigen Beobachtungen verlassen: die Bauernregeln.
„Fällt kein Tau im Julius, Regen man erwarten muss.“
„Weht’s bei Neumond her vom Pol, bringt es kühlen Regen wohl.“
„Gewitter in der Vollmondzeit, verkünden Regen lang und breit.“
Da haben wir ihn schon, den Donnermond. Das Wetter und der Mond stehen in den Bauernregeln oft in enger Beziehung zueinander. Mit diesen Beobachtungen waren die Landwirte nicht allein. Mitte des 17. Jahrhunderts, einige Jahre nachdem Galileo Galilei das Fernrohr eingeführt hatte, beobachtete ein italienischer Astronom namens Giovanni Battista Riccioli den Mond zu dessen verschiedenen Phasen und stellte dabei ebenfalls einen Zusammenhang mit dem Wetter fest. Die Regeln dazu hielt er in einer Landkarte zum Mond fest, die er zusammen mit anderen Astronomen seiner Zeit zeichnete.
Wer schon mal den Mond durch ein Vergrößerungsglas betrachtet hat, dem sind sicher die vielen Krater und dunklen Flecken aufgefallen. Letztere sind riesige, mit erstarrter Lava gefüllte Tiefebenen, die wie die kleineren Krater auch von Meteoriten-Einschlägen stammen. Zu Ricciolis Zeit glaubte man noch, dass diese Tiefebenen Meere seien.
Riccioli gab den „Meeren“, die zu einer bestimmten Mondphase gerade aus dem Schatten ins Licht traten, Namen entsprechend den dann vorherrschenden Wetterverhältnissen. Demnach werden wir beispielsweise kurz nach Neumond durchgeschüttelt vom „Meer der Krisen“, das ganz rechts in der zunehmenden Mondsichel erscheint. Wenige Tage später durchschwimmen wir das aufregende „Meer der Fruchtbarkeit“. Daraufhin wird es gemütlicher mit dem „Meer des Nektars“ und dem „Meer der Ruhe“.
Kurz vor dem zunehmenden Halbmond beobachtete Riccioli eine steigende Luftfeuchtigkeit und taufte die Tiefebene in der Mondmitte das „Meer des Wasserdampfs“, direkt daneben das „Regenmeer“. Zum Dreiviertelmond haben wir ein „Wolkenmeer“, und kurz vor Vollmond legt der „Ozean der Stürme“ los. Sobald der Mond wieder abnimmt, geht das Ganze von vorne los: Die einzelnen Meere wandern zurück in den Schatten und hinterlassen erneut ihre Spuren im Wettergeschehen auf der Erde.
Starkregen vier Tage nach Neu- und Vollmond!
300 Jahre später ist die Meteorologie so weit fortgeschritten, dass viele Wissenschaftler die mittelalterlichen Wetterprognosen nach den Mondphasen nur noch belächeln. Trotzdem machten sich in den 1960er Jahren zwei amerikanische Wissenschaftler namens Brier und Bradley daran, diese Zusammenhänge unter die Lupe zu nehmen. Anfangs vielleicht mehr spaßeshalber, doch was sie dann anhand der Daten von über 1500 Wetterstationen der USA aus den Jahren 1900 bis 1949 entdeckten, musste selbst die größten Skeptiker überzeugen! Die Kurve der Niederschläge wiederholte sich zyklisch – und zwar in einer Zeitspanne von 14,765 Tagen, was exakt der Hälfte eines Mondphasenzyklus entspricht.
Jeweils drei bis vier Tage nach Neu- und nach Vollmond zeigten die Kurven ein Maximum mit durchschnittlich 20 Prozent mehr Niederschlägen an, während in der Woche nach dem zunehmenden oder abnehmenden Halbmond zehn Prozent weniger Niederschläge als normal fielen. Die Ergebnisse brachten die Fachwelt zum Staunen und stießen eine Welle weiterer Untersuchungen über den ganzen Erdball hinweg an. Egal ob Indien, Neuseeland, Amerika oder Deutschland: Überall kamen die Forscher auf ähnliche Ergebnisse.
Die Erklärung dafür liefert die Gravitationskraft des Mondes. Seine Schwerkraft zieht die Luftmassen an; genauso, wie er das Wasser der Meere anzieht. Und genauso, wie er das Festland anzieht. Das schwankt allerdings nur maximal 30 bis 40 Zentimeter auf und ab, während das Wasser sich um mehr als das Doppelte hebt und senkt.
Am wenigsten Angriffsmasse haben die Gezeitenkräfte bei der Luft, denn sie besitzt eine rund 800 mal geringere Dichte als Wasser. Dennoch haben die winzigen Veränderungen der Schwerkraft einen Einfluss auf die Wolkenbildung, und zwar besonders zu Vollmond und Neumond, wenn zusätzlich zu unserem Erdtrabanten auch noch die Schwerkraft der Sonne an unserem Planeten zieht. An den Meeresufern gibt es dann Springfluten, in den Erdbeben-Zonen wächst das Risiko für stärkere Beben. Und auch die Atmosphäre bekommt immer dann eine deutliche Beule, wenn Sonne, Mond und Erde auf einer Linie stehen.
Für das Wetter bedeutet das einen höheren Luftdruck, durch den sich die Luft etwas erwärmt und damit mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne dass sich Regentropfen bilden. Ob dieser Effekt drei Tage später dann nachlässt und damit die starken Niederschläge produziert? An der Antwort zu dieser Frage arbeiten die Wissenschaftler noch. Wir dürfen gespannt sein!
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