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AutorenbildDagmar

Das Mondrad für Kinder – Teil 4 "Der Mond"

Aktualisiert: 22. Nov. 2022

Unsere Kinder wachsen auf in einer Welt, in der das Zyklische mehr und mehr verloren scheint. Frische Früchte gibt's im Supermarkt zu jeder Jahreszeit, die Winter sind längst nicht mehr so bedrohlich wie früher und auf Tageslicht ist man dank elektrischer Beleuchtung auch nicht mehr angewiesen. Die wenigsten haben noch die Möglichkeit, den Sternenhimmel mit Mond und Planeten in all seiner Faszination, ohne den Einfluss der städtischen Lichter zu bewundern. Doch das Zyklische ist nicht verloren. Es braucht nur ein bisschen mehr Achtsamkeit, ein bisschen mehr Fokus darauf.

In unserer Serie wollen wir Ihnen ein paar Informationen und Werkzeuge in die Hände geben, wie Sie die Zyklen der Natur, von Sonne, Mond und den Gestirnen zusammen mit den Kindern wieder neu entdecken und erforschen können. Das Mondrad ist dabei ein wunderbarer Helfer und ein anschauliches Modell.



Den Zyklus der Mondphasen kennt so ziemlich jedes Kind. Dabei wird die dünne Mondsichel in der ersten Hälfte immer dicker, bis sie zum Vollmond angewachsen ist. Und schließlich nimmt der Mond wieder ab, bis er gar nicht mehr zu sehen ist. Mit diesem Zyklus hängt auch zusammen, wann wir den Mond am Himmel sehen. Denn der Mond geht nicht jeden Tag zur gleichen Zeit auf und wieder unter. Ein Mond-Tag – also die Zeit, in der sich die Erde einmal unter dem Mond durch dreht – dauert im Durchschnitt 24 Stunden und 50 Minuten. Das ist der Grund, warum wir ihn täglich etwa 50 Minuten später auf- und untergehen sehen. Den zunehmenden Mond können wir immer am Abendhimmel beobachten, den abnehmenden Mond am Morgenhimmel. Und noch eine Eselsbrücke zum zu- und abnehmenden Mond: Kann man ein altdeutsches z in die gerundete Seite des Mondes malen, ist er zunehmend. Kann man ein a in die gerundete Seite des Mondes malen, ist er abnehmend.


Am Modell des Tisch-Mondrades sieht man, wie die Sonne ein Jahr für ihr Auf- und Absteigen am Himmel braucht, während der Mond einmal im Monat auf- und absteigt.
Am Modell des Tisch-Mondrades sieht man, wie die Sonne im Jahreslauf auf- und absteigt, während der Mond einmal im Monat auf- und absteigt. Die Positionen in den Sternbildern geben Auskunft über die Bahnhöhe.

Der Mond hat viele Zyklen

Der synodische Monat – so heißt der Mondphasenzyklus von 29,5 Tagen – ist nicht der einzige Zyklus, den der Mond an unserem Himmel durchmacht. Ein zweiter ist das Auf- und Absteigen des Mondes auf seiner Himmelsbahn; eigentlich wie die Sonne es auch macht im Jahresverlauf, nur dass der Mond eben einmal in 27,3 Tagen auf seiner Bahn ganz weit über unseren Köpfen und dann wieder ganz tief und nahe dem südlichen Horizont über den Himmel wandert. Das nennt man den siderischen Monat. Er ist – genau wie bei der Sonne – verbunden mit der Wanderung des Mondes durch die Sternbilder des Tierkreises.

Einigen ist sicher schon mal aufgefallen, dass der Mond mal größer und mal kleiner wirkt. Wenn er dem Horizont ganz nahe ist, mag das sicher zu einem Teil an der optischen Täuschung liegen: Dann sehen wir nämlich am Horizont die klitzekleinen Umrisse von Bäumen oder Häusern. Im Vergleich dazu wirkt der Mond dann viel größer. Aber ganz unabhängig von dieser optischen Täuschung steht der Mond der Erde mal näher, mal ferner. Denn seine Bahn um die Erde ist nicht kreisrund, sondern elliptisch. Der Mond eiert quasi um die Erde. Für eine Eier-Runde von erdnächstem Punkt zu erdnächstem Punkt braucht er zwischen 25 und 29 Tagen. Der gemittelte Wert heißt anomalistischer Monat und beträgt 27,5 Tage. Am erdnächsten Punkt seiner Umlaufbahn kann der Mond uns schon mal bis auf 356.000 Kilometer nahe kommen, während er am erdfernsten Punkt bis zu 406.000 Kilometer entfernt ist. Diese Dimensionen sind besser vorstellbar, wenn wir einen Ball mit zwölf Zentimetern Durchmesser für die Erde und einen Ball mit drei Zentimetern Durchmesser für den Mond nehmen, und dazwischen eine Schnur legen, die wir mal bei 3,56 Metern und mal bei 4,06 Metern markieren.

Es gäbe noch ein paar weitere Mondzyklen, die sich aber nicht so anschaulich am Himmel beobachten lassen, wie zum Beispiel den drakonitischen Monat (ein Umlauf von aufsteigendem Mondknoten zu aufsteigendem Mondknoten), der für die Berechnung von Mondfinsternissen eine wichtige Rolle spielt. Oder auch den Lunisolar-Zyklus (Metonischer Zyklus) mit 19 Jahren: 19 Sonnenjahre sind etwa so lang wie 235 Mond-Monate, deshalb fällt nach 19 Jahren die Mondphase wieder mit dem gleichen Datum zusammen. Bei den Babyloniern war dieser Zyklus die Grundlage für ihren Lunisolar-Kalender.


Dem Mond haben wir unser Zeitmaß des Monats zu verdanken: 29,5 Tage dauert es von Neumond zu Neumond. Als es noch keine Uhren, Smartphones oder oder Computer gab, mussten die Menschen sich anders behelfen, wenn sie ein Treffen miteinander ausmachten. Da hieß es dann nicht "Lass uns am 23. November 2022 um 16.30 Uhr treffen!" Sondern "Treffen wir uns am zwölften Neumond im Jahr genau zu Sonnenuntergang." So kann man eigentlich jedes Datum in die "Mond-Zeit" übersetzen (wer will, kann es gleich mal mit dem eigenen Geburtstag probieren). Wobei man natürlich wissen muss, wann das Jahr in einem Lunisolar-Kalender – also in einem Kalender, der sowohl die Sonnwenden als auch die Mondphasen berücksichtigt – beginnt. Die Kelten, unsere mitteleuropäischen Vorfahren vor gut 2000 Jahren, hatten noch einen solchen Lunisolar-Kalender und starteten mit der Monatszählung immer zur Wintersonnwende. Weil ein Mondjahr aber nur 354 Tage lang ist (29,5 mal zwölf) und ein Sonnenjahr 365,25 Tage misst, hatte das keltische Jahr mal zwölf, mal 13 Monde.



Übrigens: Auch unser Zeitmaß der Woche stammt vom Mond. Denn der Mondphasenzyklus lässt sich ziemlich gut erkennbar in vier ähnlich lange Abschnitte teilen. Das erste Viertel geht von Neumond bis zum zunehmenden Halbmond, das zweite Viertel vom zunehmenden Halbmond bis Vollmond, das dritte Viertel von Vollmond bis zum abnehmenden Halbmond und das vierte und letzte Viertel wieder bis Neumond.


Spannende Zahlen und Fakten zum Mond als Himmelskörper finden Sie auch im Blog-Beitrag "Der Mond in Zahlen".

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