Mond Blog
Hier findest du spannende Geschichten rund um Sonne, Mond und Planeten, aber auch Infos darüber, wie unser Mondrad funktioniert.
WIE DAS MONDRAD FUNKTIONIERT
das Mondrad lesen
Das Mondrad ist ein immerwährender Mondkalender, der dir die Mondphasen und Mondzeichen Monat für Monat, Jahr für Jahr anzeigt. Vom Mondrad kannst du die zwei wichtigsten Infos zum Mond ablesen: welche Mondphase wir gerade haben und welches Mondzeichen der Mond gerade durchläuft. Die Mondphase zeigt dir die zweifarbige Metall-Kugel an. Ihre silberne Seite steht für die helle Seite des Mondes, ihre schwarze Seite ist die dunkle, schattige Seite des Mondes. Siehst du nur die silberne Seite, zeigt dir das Mondrad Vollmond an. Siehst du wie auf dem Foto links schwarz und rechts silbern, haben wir zunehmenden Halbmond.
Das Mondzeichen erkennst du am Symbol direkt über dem silbrigen Peilknopf über der schwarz-silbernen Mondkugel. Das Symbol dort steht für eines der zwölf Sternzeichen, die sich außen am großen Rad wiederholen und dort auch beschriftet sind. Die äußeren Sternzeichen wandern unter der Sonne (ganz oben am Mondrad) vorbei und zeigen an, in welchem Sternzeichen die Sonne gerade steht. Die Sternzeichen-Symbole über der metallenen Mondkugel zeigen an, in welchem Sternzeichen der Mond gerade steht. Die Wellenlinie dieser Mond-Sternzeichen zeigt dir außerdem noch etwas an: wie hoch der Mond an diesem Tag über den Himmel ziehen wird. In den Sternzeichen Zwillinge und Krebs zieht er die höchste Bahn über den Himmel; du musst ihn dann zum Zenit weit über deinem Kopf suchen. In den Sternzeichen Schütze und Steinbock zieht er die tiefste Bahn über den Himmel und steht im Zenit ganz tief über dem südlichen Horizont. Eigentlich ist das ganz einfach zu merken: Denn die Sonne macht ein ähnliches Auf und Ab am Himmel durch, wenn du sie im Jahresverlauf beobachtest. Auch die Sonne zieht in den Sternzeichen Schütze / Steinbock ihre tiefste Bahn über den Himmel, nämlich zur Wintersonnwende. Ihre höchste Bahn zieht sie in Zwillinge / Krebs zur Sommersonnwende.
Die Zyklen von Sonne und Mond sind im Begleitheft bzw. im Handbuch zum Mondrad ausführlich und verständlich beschrieben. Je nachdem, ob du ein astrologisches Mondrad oder ein astronomisches Mondrad willst, bekommst du eines von beiden mitgeliefert (das astrologische mit Handbuch, das astronomische mit Begleitheft).

Astrologisches oder astronomisches Mondrad?
Die beiden Versionen unterscheiden sich eigentlich nur im Zifferblatt bzw. Kalenderblatt voneinander. Das heißt, wenn das astrologische Mondrad das Sternzeichen Widder anzeigt (egal ob bei Sonne oder Mond), steht das astronomische Mondrad zur selben Jahreszeit, am selben Tag noch auf dem Sternbild Fische. Das hat mit der Präzession der Erdachse zu tun: mit der Taumelbewegung, die die Erdachse alle 26.000 Jahre vollführt. Dadurch rutscht der Frühlingspunkt allmählich immer weiter zurück, was den Lauf der Sonne vor den Sternbildern betrifft. Trat die Sonne vor 2000 Jahren am 21. März noch ins Sternbild Widder ein, ist sie heute an diesem Tag im Jahr noch ganz am Anfang des Sternbildes Fische zu sehen.
Wer nach den astronomischen Sternbildern geht – wie etwa Maria Thun mit ihrem Aussaat-Kalender –, für den ist entscheidend, vor welchen Sternbildern Sonne, Mond und Planeten tatsächlich stehen. Sterngucker werden natürlich ebenfalls diese Variante wählen, denn sie wollen ja den tatsächlichen Sternenhimmel beobachten.
Wer nach dem astrologischen Kalender geht – wie Johanna Paungger und viele weitere gängige Mond-Ratgeber –, für den ist wichtiger, dass der Widder die Startenergie des Frühlings symbolisiert. Und der Frühling beginnt in der Natur nun einmal mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche um den 21. März herum, wenn Tag und Nacht gleich lang sind und ab dann die Tage länger als die Nächte werden.
Wer sich nicht zwischen beiden Systemen entscheiden kann oder will (wie ich übrigens auch), dem rate ich zum Tisch–Mondrad. Denn dieses Modell kann beide Systeme anzeigen. Dazu brauchst du nur die asymmetrische Edelstahl-Scheibe mit dem Jahreskreis zu wenden.
Wie das Tisch-Mondrad funktioniert
Das Tisch–Mondrad ist für alle, die es flexibel mögen: Es kann sowohl den Stand von Sonne und Mond in den Sternbildern als auch in den Sternzeichen anzeigen. Von außen nach innen kannst du hier neben dem jeweiligen Tages-Datum zuerst die Mondphase und im Innenkreis das Mondzeichen ablesen.
Das Tisch-Mondrad stellst du monatlich neu ein. Klingt kompliziert, ist es aber nicht: Das einzige, was du dazu brauchst, ist allmonatlich die Info, zu welchem Datum Neumond ist. Dieses Datum suchst du auf dem Zahlenring. Diesen legst du dann mit dem Neumond-Datum passend zum Neumond auf der Holzscheibe (der dunkle, kreisrunde Mond auf der hellen Seite der Holzscheibe, unter dem "Mittag" steht). Nun drehst du den asymmetrischen Jahreskreis in der Mitte mit dem aktuellen Sternzeichen, durch das die Sonne gerade wandert, ebenfalls auf Neumond (bzw. auf die Sonne, die auf der Holzscheibe direkt beim Neumond steht. Schon hast du den Kalender aktuell eingestellt und kannst von außen nach innen die Daten für Vollmond, Neumond, Halbmonde etc. ablesen.
Die Neigung der Scheibe zeigt dir außerdem die Bahnhöhe an, mit der Sonne und Mond aktuell über den Himmel ziehen. Dort, wo sich die Scheibe am höchsten über der Tischkante befindet, ziehen Sonne und Mond die höchsten Bahnen. Dort, wo die Scheibe direkt auf dem Tisch aufliegt, ziehen sie ihre tiefsten Bahnen. Die Bahnhöhe der Sonne verändert sich nur sehr langsam: im Lauf eines Jahres steigt sie einmal auf und ab. Die Bahnhöhe des Mondes jedoch verändert sich täglich, denn der Mond steigt einmal im Monat auf und wieder ab.
Das Handbuch zum Mondrad passt übrigens auch perfekt zum Tisch-Mondrad!
Wie das Mondrad erfunden wurde
Oft werden wir gefragt, wie wir eigentlich drauf kamen, das Mondrad zu bauen. Deshalb gebe ich euch an dieser Stelle einfach mal einen ganz persönlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Kalenders.
Es war im Herbst 2019, als ich die Suche nach einem immerwährenden Jahreskreis, der die Mondphasen ebenso wie die Jahreszeiten und Monate veranschaulicht, aufgab. Das, was ich wollte, war ein Kalender, der mir die Logik hinter den Mondzyklen vermittelt; der mit einfachen Mitteln und ohne elektronischen Firlefanz funktioniert, und den ich außerdem nicht jedes Jahr wegwerfen und neu kaufen muss. Ich wollte einen Mondkalender, bei dem ich den echten Mond beobachten und verstehen lerne. Ich wollte nicht mehr nur dem vertrauen, was in den gängigen Kalendern steht. Ich wollte selbst erkennen, spüren, verstehen, hinterfragen ... Ich wollte ganz schön viel!
Es blieb mir nichts anderes übrig, als es selbst zu versuchen. Ich bastelte zuerst mit Pappe und Filz. Nachdem meine allabendlichen Tüfteleien Hans Peters Interesse geweckt hatten, arbei-teten wir gemeinsam weiter mit dem Werkstoff, den er als Schreinermeister bestens kennt: Holz. Da war bereits klar, dass der Kalender rund werden musste. Das Wesen des Zyklischen ist einfach der Kreis. Weil Sonnenjahr und Mondmonate zwei unterschiedlich lange Zyklen sind, kamen wir auf die Idee, zwei unterschiedlich große Kreise mit unterschiedlichen Zentren zu kombinieren.
Allerdings durchläuft der Mond nicht nur einen, sondern mehrere Zyklen: Auf seiner Wanderung durch die Sternzeichen bzw. -bilder steigt seine Bahnhöhe alle 27,3 Tage auf und wieder ab, und mit den Mondphasen ändert er alle 29,5 Tage sein Gesicht. Es musste also ein weiterer Kreis her. Die Idee mit der zweifarbigen Mondkugel entstand. Sie dreht sich beim Rollen über die Sternzeichen-Scheibe um sich selbst und zeigt so fließend die aktuelle Mondphase an. Dazu mussten wir nur die gesamte Drehrichtung ändern, sonst wäre der Mond von abnehmend zu voll zu zunehmend gewandert.
Die Frage, die uns viel mehr Kopfzerbrechen bereitete, war: Wo bekamen wir eine solche Kugel her? Monatelang suchten wir im Internet, bestellten Muster, telefonierten, schrieben Mails durch ganz Europa … und wurden schließlich direkt vor unserer Haustür fündig. Ein junger Feinwerksmechanikermeister, keine 20 Kilometer entfernt, drechselte uns die beiden Kugelhälften aus Aluminium („glaubt mir, das ist das beste Metall dafür“) auf den Hundertstel Millimeter genau und schaffte es auch noch, sie nach dem Eloxieren beinahe nahtlos zusammenzusetzen. Das erste Mondrad war fertig!
Und weil der Mond auch noch einen weiteren sehr offensichtlichen Zyklus durchläuft, den wir im Mondrad bisher nicht berücksichtigt haben – nämlich den der Erdnähe und Erdferne –, sind wir noch lange nicht fertig mit unserer Entwicklungsarbeit. Glücklicherweise, denn es macht unheimlich viel Spaß, sich mit dem Mond zu beschäftigen.
das Mondrad bemalen
Bei uns daheim hängt natürlich auch ein Mondrad. Nein, nicht nur irgendeines. Sondern ein ganz einzigartiges: eines, das mit Motiven zu den Jahreszeiten bemalt ist. Ganz gewöhnliche Buntstifte eignen sich am besten dafür. Aber natürlich kannst du das Holz auch mit Acrylfarben bemalen. In der Waldorf Pädagogik haben die verschiedenen Jahreszeiten verschiedene Farben, wie ein Regenbogen: von Blau im Winter über Grün im Frühling und Gelb im Sommer bis hin zu Rot im Herbst. Wir haben für jeden Monat ein bis zwei typische Bilder draufgemalt: für den Februar ein zurückkehrender Star, für den März Schneeglöckchen, für April ein Regenbogen mit Sonne, Wolken und Blitz usw. Wie du es gestaltest, bleibt ganz deiner Kreativität überlassen. Wer will, kann es auch bekleben. Allerdings sollten die Utensilien zum Bekleben nicht schwer sein, da das sonst die Funktion des Mondrades beeinträchtigen könnte.
Wer nicht selber malen will, aber trotzdem gern einen bunten Jahreskreis zuhause hängen haben möchte, der kann sich ja mal unsere Jahreszeitenuhr anschauen. Ihr Motiv ist mit ganz viel Liebe zum Detail in kräftigen Aquarellfarben gemalt und veranschaulicht dir den Wandel der Jahreszeiten ebenso wie das Auf und Ab der Bahnen von Sonne und Vollmond an unserem Himmel. Wie beim Mondrad auch, kannst du die Geburtstage der Familie mit einfachen, selbst beschrifteten Holzklammern markieren (beim Mondrad sind es Holzstecker).
Auch wenn die Beschriftung des Mondrades infolge von starker Sonneneinstrahlung mit den Jahren verblasst ist, kannst du zu einem braunen, ordentlich gespitzten Buntstift greifen und die Schrift nachziehen. So ist das Mondrad gleich wieder viel besser lesbar!

Der Mond im Lauf der Jahreszeiten
Der Eismond im januar:
Die Kraft der Dunkelheit
Viele leiden darunter, dass die Tage im Januar so kurz sind. Ihnen fehlt das Sonnenlicht, die Wärme. Doch die Dunkelheit und die Kälte – wenn auch in unserer Gesellschaft eher unerwünscht – haben ihren Sinn.
Die Natur verlangt uns und sich selbst einiges ab im Winter. Die Sonne lässt sich nur wenige Stunden pro Tag blicken. Nur ein paar Handbreit über den Horizont schafft sie es, selbst wenn sie mittags im Zenit steht. Ihre Strahlen wärmen und wecken uns kaum mehr, weil sie auf ihrem langen, schrägen Weg durch die Atmosphäre vielfach gebrochen werden und an Kraft verlieren.
Kraftlos, gebrochen sein. In unserer Welt ist das etwas nicht Erstrebenswertes. Genauso wie der Winter mit seiner Kälte und seiner Dunkelheit. Was tun wir Menschen nicht alles, um den Winter nicht spüren zu müssen: wir haben warme Klamotten und dicke Schuhe an, wir haben Heizungen und elektrisches Licht erfunden. Doch was wäre die Natur ohne Winter? Erschöpft vom langen, heißen und mittlerweile oft zu trockenen Sommer, brauchen vor allem die Pflanzen die Dunkelheit und die Kälte, um sich regenerieren zu können. Es ist ja nicht so, dass, wer viel Energie produziert, diese Energie dann unerschöpflich zur Verfügung hat.
Auch wir kommen nicht zu mehr Kraft, wenn wir ständig powern und produzieren und arbeiten und essen und wach bleiben und Wissen anhäufen undundund. Auch wir brauchen regelmäßig Ruhe und Schlaf; im Winter sehr viel mehr als im Sommer. Davon hält uns vor allem das elektrische Licht ab. Dass es rund um die Uhr verfügbar ist, ja dass wir uns vor allem in den Großstädten dem künstlichen Licht kaum mehr entziehen können, laugt uns aus.
Der Körper produziert das Schlaf-Hormon Melatonin erst dann, wenn kein helles Licht mehr auf die Augen trifft. Je mehr Blau-Anteile im Licht, desto wacher hält es uns. Straßenlaternen, blinkende Leuchtreklame, helle Schaufenster, komplett illuminierte Büro-Hochhäuser: Wie muss es den Menschen in Großstädten gehen? Sie können dem Lichtersmog nicht entfliehen, indem sie einfach das Licht ausknipsen. Wie es wohl wäre, wenn in Berlin, London, Paris, New York die Lichter ausgingen? Wäre das Stromsparen wirklich so schlimm? Oder hätten wir dann im nächsten Frühling vielleicht sogar eine gesündere, ausgeschlafenere Stadtbevölkerung? Ich jedenfalls versuche ab jetzt, das Licht und vor allem den Computer schon um neun Uhr abends auszuschalten. Wenigstens in den Nächten um Neumond herum.
Der Hornung im Februar:
Der tauMond zu Fasching und Fastenzeit
Verrückt und ausgelassen geht es zu, selbst wenn draußen der Winter die Natur noch hart in seinem frostigen Griff hat. Doch die höher steigende Sonne und die längeren Tage deuten es an: Der Frühling kommt!
Verrückterweise ist es aber nicht die Sonne, die das Datum für den Fasching vorgibt. Wann die Narren ihre fünfte Jahreszeit feiern, hängt von den Mondphasen ab. Denn Fasching richtet sich nach dem Datum des Osterfestes, und das wird am Mond festgemacht. Der Name Hornung für den Mond im Februar hat zwei Bedeutungen: Zum einen verweist er auf die Hirsche, die im Februar ihr Geweih verlieren. Zum anderen heißt das althochdeutsche Wort übersetzt "Bastard" oder "zu kurz gekommen" – und kurz ist der Februar definitiv im Vergleich zu den übrigen Monaten. Kurz und verrückt. Erstens hat er mal 28, mal 29 Tage. Zweitens ist er eine Zeit der größtmöglichen Gegensätze: Das grelle Sonnenlicht kündet vom nahen Frühling, während laut Wetteraufzeichnungen ausgerechnet jetzt der meiste Schnee fallen sollte. Und gleich nachdem die Fratzen des Faschings ihr lautes, närrisches Unwesen getrieben haben, wird es mit der Fastenzeit ganz still und entbehrungsreich.
Die Römer gaben dem Februar seinen Namen, abgeleitet vom lateinischen Wort „februare“, das soviel wie Reinigungsopfer bedeutet. Bei dem Sühne- und Reinigungsfest im Römischen Reich wurden junge Frauen rituell ausgepeitscht, um sie vor Unfruchtbarkeit zu bewahren. Juno, die wichtigste Göttin bei den Römern, trug den Beinamen Februa. Auch das keltische Vorfrühlingsfest Imbolc war ursprünglich ein Reinigungsfest. Der Name stammt vom altirischen imb-folc, was soviel wie Rundum-Waschung bedeutet. Für die Christen geht mit Maria Lichtmess Anfang Februar die Weihnachtszeit zu Ende. Früher hieß das Fest auch Mariä Reinigung, denn die 40 Tage, die Maria nach der Geburt des Gottes-Sohnes im Wochenbett zubrachte, sind nun vorüber. Überall werden geweihte Kerzen entzündet: ein Symbol für das Licht, das nun mit aller Kraft zurückkehrt. Die Tage werden spürbar länger und wärmer; das Wasser und mit ihm die Nährstoffe kommen allmählich wieder ins Fließen. Im Verborgenen bereitet die Natur alles auf Wachstum vor. Doch zuvor wird alles noch einmal ordentlich durchgewaschen: Schmelzwasser stürzt in Strömen von den Bergen herab, Niederschläge gehen immer öfter von Schnee in Regen über. All das sorgt gern mal für Überschwemmungen.
Wasser ist das einzige Lebensmittel bei uns vor Ort, das nun in Hülle und Fülle vorhanden ist. Dementsprechend standen zu Imbolg Reinigungszeremonien auf dem Programm. Zudem war es laut Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl auch „eine ausschweifende Fruchtbarkeitsorgie mit viel Spaß, unsinnigem Treiben, Fressen und Saufen“ (Storl in „Die Pflanzen der Kelten“, Knaur 2000). Die Natur wurde mit viel Tohuwabohu aus dem Winterschlaf geweckt. Weil die Menschen wussten, dass der Frühling und mit ihm die frische Nahrung nicht mehr fern war, konnten sie zu diesem Fest getrost alle Vorräte verputzen, die ohnehin zu verderben drohten.
Danach kam das Fasten. Nicht frei gewählt, wie wir das heute hin und wieder zu tun pflegen, sondern zwangsläufig vom Lauf des natürlichen Jahreskreises diktiert. Gejagt wurde jetzt nur noch in Notfällen. Und selbst dann durften nur männliche Tiere geschossen werden, die kein Rudel anzuführen hatten. Die Rehe und Hirschkühe standen unter dem Schutz der Brigid, denn sie trugen das neue Leben in sich. Also: kein Fleisch mehr! Die Früchte und Samen vom Herbst waren inzwischen aufgegessen oder vergammelt. Folglich gab es auch kaum mehr Kohlenhydrate.
Wer schon mal länger als ein paar Tage gefastet hat, kennt es: das Gefühl, das mit Fasteneuphorie umschrieben wird. Der Zustand lässt einen zwar bisweilen körperlich langsamer werden, doch dafür steigt die Feinfühligkeit und die Empfänglichkeit für Träume. Das Sternzeichen Fische, durch das die Sonne während der Fastenzeit wandert, haben die Astrologen mit Qualitäten bedacht, in denen sich genau dieser Fastenzustand widerspiegelt.
Der Lenzmond im März: wie der frühlings-mond beim Wachsen hilft
Die Natur in den letzten Zügen des Winterschlafs: Das sind die Charakteristika des Jahreskreises kurz vor der Frühlings-Tagundnachtgleiche. An sonnigen Tagen ist ans Schlafen jetzt allerdings nicht mehr zu denken. Weil die Sonne schon höher über den Himmel zieht und der Schnee – zumindest bei uns am nördlichen Alpenrand – ihr Licht reflektiert, müssen wir dann fast die Augen zusammenkneifen, so grell ist es. Gut so, denn helles, kurzwelliges, "blaues" Licht macht uns wach. Hellwach!
Doch auch der Mond macht seinen Einfluss im Frühling geltend. Wie der Mond beim Wachsen hilft, kann man an den Pflanzen nun so deutlich wie sonst in keiner anderen Jahreszeit erkennen. Klar, im Winter zieht der Vollmond seine höchste Bahn und hat die stärkste Leuchtkraft. Doch die Vegetation kann da noch nicht darauf reagieren ... zu kalt ist es hierzulande, zu träge reagiert die Erde auf die nun wieder zunehmende Kraft der Sonne, die täglich höher über den Himmel zieht. Im Frühling, wenn es tatsächlich wärmer und schon deutlich länger hell ist, dann endlich erwacht die Natur! Dann nutzen all die Pflanzen, die mittels Licht ihre Energie gewinnen, wirklich jegliches Tageslicht zum Wachsen. Denn darum geht es nun zuallererst einmal: in die Höhe wachsen! Schnell groß werden! Die besten Plätze an der Sonne sichern!
Jegliches Tageslicht: dazu gehört auch der zunehmende Mond in seinem zweiten Viertel, wenn er schon relativ viel Licht abstrahlt und zugleich abends zum Sonnenuntergang schon hoch am Himmel steht. Im Frühling kommt noch hinzu, dass der zunehmende Halbmond seine höchstmögliche Bahn über den Abendhimmel zieht. Das sorgt natürlich dafür, dass es an den Abenden mit zunehmendem Dreiviertelmond länger hell ist; die Pflanzen nutzen dieses Licht, um weiter Energie zu produzieren.
Das funktioniert aber nur, wenn ihre Photosynthese-Kraftwerke eh gerade auf Hochtouren laufen. Andersherum, wenn der abnehmende Dreiviertelmond frühmorgens im Zenith steht und die Pflanzen früher zur Arbeit rufen könnte, braucht es schon ein stärkeres Wecksignal: die Sonne.
Dieser Zyklus ist der Grund, warum die Pflanzen zum Vollmond hin anschieben und sich ihr Wachstum zum Neumond hin verlangsamt. Und weil die Pflanzen im Frühling eben alle Energie in ihr Wachstum stecken, lässt sich die Mondwirkung zu dieser Jahreszeit am besten beobachten. Am allerbesten natürlich bei schönem Wetter bzw. wolkenlosem Himmel. Vielleicht waren diese Beobachtungen auch mit ein Grund dafür, dass unsere Urahnen vor Jahrtausenden den Mond zum Gott der Fruchtbarkeit erkoren – und dass heute noch das einzige Fest im christlichen Kalender, dessen Datum der Vollmond bestimmt, im Frühling stattfindet: Ostern.
Der ostermond im April:
bester Mond zum Säen und Pflanzen
Der Mond ist der Grund, warum wir immer erst rechnen müssen, um zu wissen, wann das Osterfest nun eigentlich stattfindet: nämlich am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond nach der Tagundnachtgleiche oder – einfacher gesagt – nach dem Waage-Vollmond, dem Zeichen für Liebe und harmonische Begegnungen. Den Namen "Ostern" trägt das christliche Auferstehungsfest erst seit dem Mittelalter, abgeleitet von der Frühlingsgöttin "Ostara" oder auch "Eostre", dem angelsächsischen Namen der teutonischen Göttin der Morgenröte. Gemäß der alten Sprach- und Lautgeschichte, die auch mit der Runensprache verbunden ist, bedeutet "Os" Mund, Schoß, Erde, Geburt oder Entstehung. Und "tar" bedeutet zeugen. Auch Osten kommt von dieser ersten Silbe. Im Osten geht die Sonne auf, dort wird sie geboren.
Ende April, Anfang Mai ist traditionell die beste Zeit zum Säen. Mondkalender nennen dafür den Waage-Mond. Studien weisen die zwei bis drei Tage vor Vollmond als ideale Zeit zum Säen und Pflanzen von Lichtkeimern aus. Aber warum ist das so? Die ersten, die herausgefunden und nachgewiesen haben, wann der beste Mond zum Pflanzen und Säen ist, waren nicht etwa die Bauern in grauer Vorzeit, sondern Menschen aus dem vorigen Jahrhundert. Unter den Sympathisanten von Rudolf Steiner, der vor hundert Jahren den Grundstein zur Biodynamischen Landwirtschaft legte, befanden sich zahlreiche Gartenfans und landwirtschaftliche Betriebe. Einige davon wollten es genau wissen und untersuchten die Mondwirkung auf das Pflanzenwachstum mittels aufwändiger Studien. Die bekannteste unter ihnen ist Maria Thun, auf deren Gartenkalender "Aussaattage" heute unzählige Menschen schwören. Hartmut Spieß hat Thuns Aufzeichnungen Mitte der 1990er Jahre unter die Lupe genommen und kam in seinen Versuchsreihen aufs gleiche Ergebnis: Keimlinge, die etwa zwei Tage vor Vollmond und zudem bei Waage-Mond gesät werden, wachsen schneller als die Vergleichs-Keimlinge.
Waage-Mond kurz vor Vollmond: Das klingt kompliziert und so, als ob es eine ganz seltene Konstellation wäre. Doch keine Sorge, sie trifft zuverlässig jedes Jahr im Frühling ein. Jede Mondphase durchläuft nämlich einmal im Jahr alle zwölf Sternzeichen bzw. Sternbilder. Am besten lässt sich das an Voll- und Neumond nachvollziehen: Der Neumond steht immer im selben Sternzeichen bzw. Sternbild wie die Sonne – und wechselt folglich etwa jeden Monat ins nächste Zeichen. Genauso tut das der Vollmond, nur dass er immer das der Sonne gegenüber liegende Zeichen bzw. Sternbild durchwandert. Jede Kombination von Mondphase und Mondzeichen taucht demzufolge einmal im Jahr immer zu einer bestimmten Jahreszeit auf. Der Waage-Mond zwei Tage vor Vollmond fällt also immer in die Zeit, wenn die Sonne zwischen Ende Widder und Mitte Stier steht: von Ende April bis Mitte Mai.
Der Wonnemond im Mai:
wenn das Vieh auf die Weide darf
Wonne ist ein Vollbad in warmen Sonnenstrahlen. Ein Jungbrunnen, der die Schmetterlinge im Bauch zum Tanzen bringt. Ein buntes Blütenmeer, über dem in der lauen Luft zarte Düfte bis zu unseren Nasen wogen. Es ist ein Bienensummen, ein Liebesgezwitscher … und seit ein paar Tagen auch ein Kuhglockenbimmeln. Von Frühling bis Herbst grasen die Jungtiere des Nachbarn um unseren Hof herum. Ich liebe es, diesen ruhigen Tieren mit ihren sanften dunklen Augen zuzusehen. Sie tun nicht viel mehr als fressen, dösen und mit dem Schwanz lästige Fliegen verwedeln. All das würde reichen, um zu erklären, warum diese rund 30 Tage im Jahr als „Wonnemonat“ bezeichnet werden.
Wunni ist nicht nur das althochdeutsche Wort für Freude, sondern auch für Weide. Deshalb ist der wunnimanot, der Mond im Mai, auch derjenige Mondzyklus im Jahr, in dem das Gras nach dem Winter wieder saftig genug nachgewachsen ist, um das Vieh auf die Weide zu treiben. Unseren Vorfahren waren ihre Rinder so heilig, dass sie in ihnen die mächtigsten Gottheiten wiederzuerkennen glaubten. In den Mythen der Urvölker wimmelt es von Kuhgottheiten, die die Welt gebären und sie mit ihrer Milch nähren. Die ägyptische Hathor mit ihren Kuhhörnern, die kuhäugige Hera … oder auch die germanische Urkuh Audhumbla, die den Urriesen Ymir mit ihrer Milch nährte, den ersten Menschen mit ihrer warmen Zunge aus dem Eis auftaute und deren Name „milchreines Glück“ bedeutet. Selbst Europa, die Namenspatronin unseres Kontinents, war eine kuhäugige, kretische Mondgöttin, die auf ihrem Diener, dem Mondstier, nachts über den Himmel ritt.
Wenn Götter ein Wesen unsterblich machen wollen, dann bannen sie dessen Bild in den Sternenhimmel. Natürlich waren es eigentlich die Menschen, die solche Bilder am Nachthimmel suchten und fanden. Die Kuh mit ihren Hörnern fanden sie in der Mondsichel wieder. Oder die Mondsichel in den Kuhhörnern, denn beide Symbole standen früher gleichwertig für die Fruchtbarkeit. Je mehr Kühe ein Bauer hatte, desto reicher war er und desto besser konnte er seinen Nachwuchs ernähren. Wann es Nachwuchs gab, war wiederum an den Mondphasen-Zyklus gekoppelt, der mit seinen 29,5 Tagen der Länge des weiblichen Menstruationszyklus gleicht. Selbst den Steinzeitmenschen war das wohl schon aufgefallen: Ihre Mondgottheiten regierten über die Fruchtbarkeit, ebenso wie sämtliche Fruchtbarkeitsfeste an den Vollmond gekoppelt waren – und natürlich an eine bestimmte Jahreszeit.
Aber zurück zu den Kühen: Warum das Sternbild ausgerechnet nach dem männlichen Rind benannt ist – nach dem Stier –, obwohl die milchgebenden, Kälbchen gebärenden Kühe in der Landwirtschaft viel wertvoller sind? Das Sternbild Stier sahen die Menschen vor etwa 2000 Jahren in dem Himmelsabschnitt, den die Sonne damals zwischen Ende April und Ende Mai durchlief. Damals war die Landwirtschaft bereits die zentrale Lebens- und Wirtschaftsform des Menschen und hatte vielerorts das Nomadentum abgelöst. Das Patriarchat begann zu seiner Höchstform aufzulaufen … vielleicht deshalb „Stier“ und nicht „Kuh“? Jedenfalls gilt der Stier seither als astrologisches Symbol für diese Zeitqualität im Jahreskreis.
Während der himmlische Stier unsterblich ist, dreht sich das Rad der Zeit für uns Sterbliche weiter. Hin zu dem Abend, an dem der Vollmond am östlichen Horizont aufgeht. Sein fahles Licht verwandelt die eben noch so sonnenwarme, bunte Welt in ein farbloses, kaltes Schattenkabinett. Der Vollmond steht grundsätzlich im der Sonne entgegengesetzten Sternzeichen. Und das ist im Fall des Wonnemonds der Skorpion. Dieses Zeichen, das die Sonnen-Qualitäten des Spätherbstes repräsentiert, steht für die Vergänglichkeit in der Natur, für das Loslassen und das Sterben von allem, was dem Leben nicht mehr gewachsen ist. Diese Thematik liegt im Mai natürlich noch in weiter Ferne. Könnte man glauben. Doch wer genau hinschaut, erkennt die Vergänglichkeit, die mit dem Skorpion-Vollmond in die Natur einkehrt: Viele Pflanzen haben sich bis zum Vollmond so verausgabt, dass sie nun verblühen. Dazu gehören beispielsweise die Löwenzähne oder der Weißdorn … Noch konnten sie in der kurzen Frühlingszeit nicht genug Lichtenergie speichern, um dann so ausgiebig und ausdauernd zu blühen wie die Sommerkräuter.
Und ein zweites Zeichen der Vergänglichkeit zeigt sich gerne zu diesem Vollmond: die ersten Schädlinge! Auch das hat damit zu tun, dass die Pflanzen nun ihren ersten kraftvollen Wachstumszyklus hinter sich haben und erstmal gewissermaßen erschöpft sind. Ihnen geht es dann nicht anders als uns nach einer arbeitsreichen, anstrengenden Zeit: Just zu dem Zeitpunkt, wo der Kraftakt seinen Höhepunkt überschritten hat, werden sie anfällig für Krankheiten bzw. für Schädlinge.
Der rosa mond im Juni:
Erdbeermond oder Rosenmond
Rosenmond wird er auch genannt, der Mond im Juni. Warum eigentlich? Vielleicht wegen der Rosa-Färbung, die der Vollmond im Juni am stärksten von allen Vollmonden im Jahr hat? Dieser Vollmond zieht im Jahresvergleich extrem tief über den Horizont. Deshalb erleben wir den Juni-Vollmond längst nicht in seiner vollen Leuchtkraft: erstens weil er gerade mal acht Stunden lang über den Horizont wandert. Und zweitens passiert sein Licht die Erdatmosphäre so schräg, dass es vielfach gebrochen wird und nur wenig davon bei uns auf der Erde ankommt; nämlich nur das langwellige rote Licht. Der tief über den Himmel ziehende Vollmond erscheint in einem orange-rötlichen bis rosafarbenem Licht – ähnlich wie die auf- oder untergehende Sonne.
Sehr viel wahrscheinlicher aber hat die Natur Pate gestanden für den Rosenmond. Bei den Algonkin, einem nordamerikanischen Ureinwohnerstamm, wurde der Juni-Vollmond "Erdbeermond" genannt. Die Erdbeeren als die ersten essbaren Früchte, die die Natur im Frühsommer reifen lässt! Oder eben die wilden Heckenrosen, aus deren Blüten später wahre Vitaminbomben, die Hagebutten werden. Ob wir nun die Erdbeere oder die Rose bevorzugen, das ist fast egal: Beide Pflanzen gehören nämlich der Gattung der Rosaceae an – wie übrigens auch die Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen … Mmh, ein Vorgeschmack auf den Sommer, der aus astronomischer Sicht mit der Sommersonnwende am 21. Juni beginnt. Das Fest, das die Kelten und Germanen Litha nannten, ist eins der vier großen Sonnenfeste dieser frühen europäischen Kultur.
Zur Sommersonnwende hat die Sonne ihre höchste Kraft erreicht, was man mit Freudenfeuern und ausgiebigen Gelagen feierte. Blumen und Kräuter, die zu dieser Zeit in voller Blüte stehen, tragen die ganze Energie des Sonnenlichts und der Wärme in sich, heißt es. Johanniskraut, Königskerze, Holunder- und Lindenblüten ... für all diese Pflanzen ist die beste Sammelzeit rund um die Sommersonnwende. Der Mond spielt dabei ebenfalls eine große Rolle, schiebt sein Licht das Pflanzenwachstum doch noch einmal so richtig an. Dass der letzte Vollmond vor der Sommersonnwende immer im Zeichen Schütze steht, passt (zufällig?) wie angegossen: Der Schütze gilt als der Heiler und Magier im Reigen der zwölf Tierkreiszeichen. Und genau diese Eigenschaften spricht man auch den Sonnwendkräutern zu: Aus den getrockneten Buschen und Kränzen wird im Winter die heilende Medizin in Form von Tee, Suden, Tinkturen oder Salben bereitet. Die beste Sammelzeit dafür ist allerdings nicht direkt am Vollmondtag – in dieser Phase sind die Pflanzen extrem sensibel. Wer sie schätzt und weiterhin ernten will, sollte sie zwei Tage vor bis einen Tag nach Vollmond besser hegen und pflegen anstatt sie zu zupfen. Zwei bis drei Tage nach Vollmond haben die Blüten und Blätter immer noch sehr viel Kraft gespeichert: Dann schadet ihnen die Ernte nicht mehr so sehr wie zu Vollmond. Und was für den Sammel-Zeitpunkt oft noch viel wichtiger ist als die Mondphase: ein paar Tage mit möglichst sonnigem Wetter abwarten, damit die Pflanzen beim Trocknen nicht schimmeln oder faulen!
Der Donnermond im Juli:
Gewitterzeit
Der Juli, der heißeste Monat des Jahres riecht für mich nach Heu. Mittlerweile liegt dieser Duft auch schon Ende Mai in der Luft, denn heutzutage mähen die meisten Bauern ihre Wiesen drei- bis fünfmal pro Saison. Früher, als diese Arbeit noch von Hand, mit Sense und Rechen erledigt werden musste, betrieben die Landwirte den immensen Aufwand nur zweimal im Jahr. Die Haupternte passierte vorzugsweise im Juli, wenn die Sonne am heißesten vom Himmel brennt und das geschnittene Gras schnell trocknet. Schließlich war Heu im Winter die einzige Nahrung für das Vieh; hätte das Futter geschimmelt, wäre das einer Katastrophe gleichgekommen.
Logisch also, dass der Mond im Juli den Namen Heuert trägt. Ein weiterer Name ist der Donnermond im Juli. Auch sehr logisch, denn der Juli ist auch der Monat mit den heftigsten Gewittern. Und die wiederum sind bei den Landwirten extrem gefürchtet. Das Juliwetter hat wesentlichen Einfluss auf die Menge und die Güte der Ernte.
An den Bäumen hängen bereits die kleinen, noch ganz grünen Früchte. Die meisten Tierkinder, die in diesem Jahr geboren wurden, sind ebenfalls noch sehr zart, unerfahren und verletzbar – viele davon haben ihre Kinderstube noch nicht verlassen. Das mag der Grund dafür sein, warum die Astrologie dieser Zeit, in der die Sonne durchs Zeichen Krebs wandert, die Kindheit, die Verletzbarkeit und die Emotionen zuordnet. Der Vollmond bildet generell den Gegenpol zur Sonne – nicht nur, weil er ihr gegenüber am Himmel steht. Astrologisch steht der Vollmond dann nämlich im Zeichen Steinbock, was dem Motto entspricht: "Was mich nicht umbringt, macht mich stark." Das bedeutet für die Pflanzen- und Tierwelt: Der Nachwuchs, der die Hagelstürme und Gewitter im Juli überlebt, ist so robust, dass er mal ganz sicher gut durchkommt.
Wir Menschen haben das leider nicht immer in der Hand: Beim Obst oder beim Getreide, das noch reifen muss, hilft nur Bangen und Hoffen. Doch beim Heu hilft die kluge Wahl des Schnitt-Zeitpunktes! Dank der Wettervorhersagen der Meteorologen, die jederzeit abrufbar sind, funktioniert das mittlerweile gut. Früher mussten sich die Menschen auf ihre eigenen, oft langjährigen Beobachtungen verlassen: die Bauernregeln.
„Fällt kein Tau im Julius, Regen man erwarten muss.“
„Weht’s bei Neumond her vom Pol, bringt es kühlen Regen wohl.“
„Gewitter in der Vollmondzeit, verkünden Regen lang und breit.“
Da haben wir ihn schon, den Donnermond. Das Wetter und der Mond stehen in den Bauernregeln oft in enger Beziehung zueinander. Mit diesen Beobachtungen waren die Landwirte nicht allein. Mitte des 17. Jahrhunderts, einige Jahre nachdem Galileo Galilei das Fernrohr eingeführt hatte, beobachtete ein italienischer Astronom namens Giovanni Battista Riccioli den Mond zu dessen verschiedenen Phasen und stellte dabei ebenfalls einen Zusammenhang mit dem Wetter fest. Die Regeln dazu hielt er in einer Landkarte zum Mond fest, die er zusammen mit anderen Astronomen seiner Zeit zeichnete.
Kurz vor dem zunehmenden Halbmond beobachtete Riccioli eine steigende Luftfeuchtigkeit und taufte die Tiefebene in der Mondmitte das „Meer des Wasserdampfs“, direkt daneben das „Regenmeer“. Zum Dreiviertelmond haben wir ein „Wolkenmeer“, und kurz vor Vollmond legt der „Ozean der Stürme“ los. Sobald der Mond wieder abnimmt, geht das Ganze von vorne los: Die einzelnen Meere wandern zurück in den Schatten und hinterlassen erneut ihre Spuren im Wettergeschehen auf der Erde.
300 Jahre später ist die Meteorologie so weit fortgeschritten, dass viele Wissenschaftler die mittelalterlichen Wetterprognosen nach den Mondphasen nur noch belächeln. Trotzdem machten sich in den 1960er Jahren zwei amerikanische Wissenschaftler namens Brier und Bradley daran, diese Zusammenhänge unter die Lupe zu nehmen. Anfangs vielleicht mehr spaßeshalber, doch was sie dann anhand der Daten von über 1500 Wetterstationen der USA aus den Jahren 1900 bis 1949 entdeckten, musste selbst die größten Skeptiker überzeugen! Die Kurve der Niederschläge wiederholte sich zyklisch – und zwar in einer Zeitspanne von 14,765 Tagen, was exakt der Hälfte eines Mondphasenzyklus entspricht.
Jeweils drei bis vier Tage nach Neu- und nach Vollmond zeigten die Kurven ein Maximum mit durchschnittlich 20 Prozent mehr Niederschlägen an, während in der Woche nach dem zunehmenden oder abnehmenden Halbmond zehn Prozent weniger Niederschläge als normal fielen. Die Ergebnisse brachten die Fachwelt zum Staunen und stießen eine Welle weiterer Untersuchungen über den ganzen Erdball hinweg an. Egal ob Indien, Neuseeland, Amerika oder Deutschland: Überall kamen die Forscher auf ähnliche Ergebnisse.
Die Erklärung dafür liefert die Gravitationskraft des Mondes. Seine Schwerkraft zieht die Luftmassen an; genauso, wie er das Wasser der Meere anzieht. Und genauso, wie er das Festland anzieht. Das schwankt allerdings nur maximal 30 bis 40 Zentimeter auf und ab, während das Wasser sich um mehr als das Doppelte hebt und senkt.
Am wenigsten Angriffsmasse haben die Gezeitenkräfte bei der Luft, denn sie besitzt eine rund 800 mal geringere Dichte als Wasser. Dennoch haben die winzigen Veränderungen der Schwerkraft einen Einfluss auf die Wolkenbildung, und zwar besonders zu Vollmond und Neumond, wenn zusätzlich zu unserem Erdtrabanten auch noch die Schwerkraft der Sonne an unserem Planeten zieht. An den Meeresufern gibt es dann Springfluten, in den Erdbeben-Zonen wächst das Risiko für stärkere Beben. Und auch die Atmosphäre bekommt immer dann eine deutliche Beule, wenn Sonne, Mond und Erde auf einer Linie stehen.
Für das Wetter bedeutet das einen höheren Luftdruck, durch den sich die Luft etwas erwärmt und damit mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne dass sich Regentropfen bilden. Ob dieser Effekt drei Tage später dann nachlässt und damit die starken Niederschläge produziert? An der Antwort zu dieser Frage arbeiten die Wissenschaftler noch. Wir dürfen gespannt sein!
Der Schnittermond im august:
Beginn der Erntezeit
Der Wassermann-Vollmond am 19. August 24 ist ein Blue Moon: Nanu, so heißt ein Vollmond doch nur, wenn es im selben Monat zwei davon gibt!? Finden in einer Jahreszeit gleich vier Vollmonde statt, dann heißt auch der dritte der vier Vollmonde „Blue Moon“. Allerdings ist der Blue Moon nur rein rechnerisch etwas Besonderes: Bei einer Monatslänge von 30 bzw. 31 Tagen kommt es zwangsläufig immer wieder zu einem Blue Moon, da der Abstand zwischen zwei Vollmonden nur 29,5 Tage beträgt.
Blue Moon hin oder her: Wir stehen mit dem Schnittermond im August, genauer dem Vollmond in der zweiten Augusthälfte in den Startlöchern für die Ernte (in unserem Fall vor allem die Zwetschgen, aus denen dann unser feuriger Schnaps gebrannt wird). Geerntet wird idealerweise erst mit dem abnehmenden Mond, weil man so noch den kräftigen Wachstumsschub ausnutzt, den die Pflanzen zum Vollmond hinlegen.
Das Warten auf den besten Erntezeitpunkt ist auch immer ein Pokerspiel: Was macht das Wetter um diese Zeit? Droht ein verheerendes Unwetter mit Hagel, das die Ernte noch schnell zerstört oder die schwer tragenden Bäume umreißt? Oder regnet es plötzlich wochenlang durch, sodass die Früchte feucht gesammelt werden müssen und zu schimmeln drohen? Also doch besser mit der Ernte beginnen, bevor der Mond wieder abnimmt?
Die Entscheidungen, die jetzt gefällt werden müssen, haben eine gewisse Reichweite. Aber ist der Startschuss erst mal gefallen, gibt’s kein Zurück mehr. Dann muss jeder volle Kraft geben: passend zum Widdermond, der Ende August immer den abnehmenden Dreiviertelmond markiert. Das alles gilt natürlich nicht nur für unsere kleine Zwetschgenernte!
Die Qualitäten, die wir jetzt brauchen, sind typisch für den Archetypus der Schnitterin: geistesgegenwärtig, zupackend, entschlusskräftig, beherzt … Manche finden sie auch grausam. Vielleicht, weil sie die süßen Pflanzenkinder von den Mutterpflanzen trennt? Für mich ist die Schnitterin eher eine Hebamme, denn die Früchte sind jetzt reif für den nächsten Schritt: ab in die Vorratskammer, in die Maischefässer oder eben ab in die Erde, wo sie dann bis zum Beginn des neuen Lebenszyklus im Frühling ruhen.
Der Erntemond im September:
Stille draußen, betriebsam drinnen
Im September herrscht betriebsame Erntezeit. Der Frauendreißiger – der letzte Mondzyklus des Sommers, in dem heilkräftige Pflanzen gesammelt werden – geht nun zuende. Die Früchte dieses Jahres werden gesammelt, gelagert und haltbar gemacht, damit sie uns den Winter über als Nahrung dienen.
So emsig es in der Landwirtschaft bzw. in den Küchen und Lagerstätten zugeht, so still wird es draußen in der Natur. Nach all der Produktivität der vergangenen Monate kehrt nun Ruhe ein in die Natur. Die Bienen fliegen nicht mehr so emsig und dezimieren die Größe ihres Volkes auf Winterniveau. Viele Vögel ziehen in den Süden. Diejenigen, die dableiben, haben aufgehört, ihre Reviere und ihre Geliebten zu besingen. Die Pflanzen haben zum Fische-Vollmond noch einmal all ihre Kräfte gebündelt und letzte Blüten hervorgebracht. Doch ihre Energie erschöpft sich mit den kürzer und kühler werdenden Tagen.
Nach der Herbst-Tagundnachtgleiche zieht der abnehmende Halbmond im Zeichen Krebs seine höchste Bahn über den Himmel. Das bedeutet, dass er mehr als 17 Stunden lang am Himmel zu sehen ist und morgens im Zenit trotz halber Kraft noch immer sehr hell strahlt.
Die Natur juckt das wenig, denn der abnehmende Halbmond ist als Lichtnahrung für die Pflanzen generell uninteressant, ja sogar eher kontraproduktiv. Warum? Wenn er um Mitternacht aufgeht, haben die Pflanzen ihre Photosynthese-Kraftwerke längst abgeschaltet und "schlafen". Wie wir Menschen auch, regenerieren die Pflanzen nachts und setzen all die tagsüber gewonnene Energie in Wachstum um. In der Früh, wenn es noch stockdunkel ist, wachsen sie am allermeisten. Wenn aber der abnehmende Halbmond sie grell leuchtend anblinzelt, empfinden sie das als Ruhestörung: Das Hochfahren des Pflanzen-Kraftwerks braucht nämlich mehr Energie, als die Pflanzen mit dem bisschen Mondlicht erzeugen können. Dieses Hochfahren frisst sogar noch an denjenigen Energiereserven, welche die Pflanze gerade eigentlich in ihr Wachstum stecken möchte!
Nicht weiter tragisch, denn im Herbst begibt sich die Natur eh in die verdiente Ruhepause und die Pflanzen stellen allein schon wegen der geringeren Sonnenkraft und Wärme ihr Wachstum ein. Die grünen Blätter, in denen die Photosynthese-Kraftwerke sitzen, werden braun und fallen ab. Perfekt, wie der Mond die Energie der Jahreszeiten unterstützt, oder?
Der jagdmond im Oktober:
Mond ist auch Männersache
Der Vollmond zwischen Ende September und Ende Oktober ist das beste Beispiel dafür, dass der Mond nicht nur die Frauen beeinflusst. Zum Jagdmond im Oktober schauen vor allem Jäger und Jägerinnen hinauf zu unserem Erdtrabanten und orientieren sich an seinem Licht – und das schon so lange, wie es Menschen gibt.
Frauen und der Mond, das ist vor allem für Esoterikfans so untrennbar verbunden wie Kaffee und Milch, wie Männer und der Fußball. Manche würden den Mond deshalb gerne zur Mondin machen. Bei mir bleibt der Mond aber der Mond. Das hat seinen Grund. Der Ursprung dieses Wortes stammt aus einer Zeit weit vor den Römern, aus der Sprache der Germanen. Bei ihnen war die Sonne, das mächtigste und verlässlichste Gestirn am Himmel, eine Frau. Mani, ihr Bruder Mond, war wie die Männer: mal da, mal weg.
Was nun keinesfalls heißen soll, dass die Männer der Germanen unzuverlässige Loder waren! Nein, sie waren Großwildjäger. Während Frauen sich um die Kinder kümmerten, pflanzliche Nahrung sammelten und kleinere Tiere erbeuteten, war die Großwildjagd hauptsächlich Männersache. Dabei half ihnen der Mond: Er gab den Jägern in der Dämmerung, wenn die Tiere aus dem Dickicht schlichen, noch ausreichend Licht zum Sehen – zum Anvisieren der Beute ebenso wie zum Ausspähen eventueller Angreifer.
Die Zyklen des Mondes bestimmten den Rhythmus des Lebens in der Sippe. Nahm der Mond zu, wurden Pläne geschmiedet, wie man das gefährliche Großwild am schlauesten überlisten und erlegen konnte, ohne dabei das eigene Leben allzu sehr aufs Spiel zu setzen. War der Mond voll, schritten die Jäger zur Tat. Spätestens wenn der Mond in sein letztes Viertel überging, kehrten sie wieder zurück. Denn dann blieb man besser im Schutz der Höhle. Bei finsterer Nacht waren die Wildtiere mit ihren feinen Sinnen, scharfen Klauen und Reißzähnen so lang wie manche Messer den Menschen einfach haushoch überlegen.
Auch heute noch orientieren sich die Jägerinnen und Jäger übrigens am Mond. Spezielle Mondkalender zeigen an, wann er auf- und untergeht und wann sein Licht die Dämmerung besonders hell erleuchtet. Letzteres ist im Herbst vor allem frühmorgens und kurz nach Vollmond der Fall, wenn die Himmelsbahn des Mondes stetig ansteigt. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum der Mond im Oktober "Jagdmond" genannt wurde. Der Hauptgrund allerdings war die fette Beute: Im Oktober nämlich hatte sich das Wild ordentlich Fettreserven für den Winter angefressen und zugleich noch kaum etwas davon aufgezehrt. Ein erfolgreicher Jagdmond bescherte den Menschen gute Aussichten für den Winter. Denn das war die Jahreszeit, die den Jägern und Sammlern alles abverlangte. Je weiter vom Äquator entfernt, umso strenger fällt der Winter aus – und umso wichtiger wurde für die Menschen die Jagd. Denn wenn die klirrende Kälte die Natur fest im Griff hatte, war Fleisch oft die einzig verfügbare Nahrungsquelle.
Im Winter brauchten unsere Vorfahren einander dringender denn je. Allein war der Mensch – dieses halbnackte, mittelgroße Lebewesen – ohnehin schon vielen anderen Arten unterlegen. Kam dazu noch die schneidende Kälte und der Mangel an pflanzlicher Nahrung, bedeutete das ziemlich sicher den Tod. In einer Sippe konnten die Menschen den Gefahren besser trotzen, einander Wärme, Trost und Essen spenden. Auch Jäger waren keine Einzelgänger: Sie handelten Seite an Seite nach einem Plan, den sie gemeinsam ausgeheckt hatten. Die nomadische Kultur der Jäger und Sammler ist die älteste Form des menschlichen Zusammenlebens: Hunderttausende von Jahren lebten unsere Vorfahren nach diesen Gesetzen, bis sie schließlich vor nicht einmal zehntausend Jahren den Ackerbau entdeckten und nach und nach sesshaft wurden. Kein Wunder also, dass uns der uralte Rhythmus noch in den Genen steckt – den Männern ebenso wie den Frauen.
Der Nebelmond im November:
Zeit des Sterbens und Lebens
November, der Nebelung oder Nebelmond, zeigt eine graue Welt mit dürren Ästen: In der Natur stehen jetzt alle Zeichen auf Loslassen, auf Tod und Vergänglichkeit. Samen treten nun den Weg ihrer spannenden Transformation an: hinunter ins dunkle Erdreich, wo es sich dann entscheidet, ob sie absterben und verrotten oder ob im Frühjahr neues Leben aus ihnen keimt. Das Leben der bereits bestehenden Pflanzen zieht sich ebenfalls zurück ins Innere, hinunter in die Wurzeln.
In diesem Punkt unterscheiden wir Menschen uns selbst heute, im 21. Jahrhundert, nicht wirklich von der Natur, die uns umgibt. Allerheiligen, Samhain, Halloween … egal wie die Feste zum Nebelmond im November heißen, bei allen geht es um dasselbe: den Ahnen Respekt erweisen, die eigenen Wurzeln ehren und stärken. Die Kelten feierten zum elften Neumond nach der Wintersonnwende ihr Toten- und Neujahrsfest Samhain; Halloween, das viele für eine amerikanische Erfindung halten, hat im Grunde dieselben keltischen Wurzeln und stammt ursprünglich von Irland. Um bösen Geistern den Garaus zu machen, kleideten sich die Menschen in schaurige Gewänder, zündeten große Feuer an und stellten Laternen aus Wurzelhöhlen vor die Hütten.
Das Zeichen Skorpion, das die Sonne aus astrologischer Sicht gerade durchwandert, steht ebenfalls für diese Qualitäten: Ausgedientes loslassen, alles auf das Nötigste reduzieren. Das Essenzielle, was den Menschen früher das Überleben gesichert hat, das war die eigene Sippschaft! Jede und jeder brachte sich mit eigenen Fähigkeiten ein, gemeinsam war man stark genug, um dem Winter zu trotzen.
Kein Extrem existiert dauerhaft ohne sein Gegenstück. Während die Sonne sich sinnbildlich zum Sterben niederlegt, gewinnt der Mond in der Zeit zwischen Ende Oktober und Ende November an Kraft und strotzt als Vollmond nur so davon. Der Vollmond steht der Sonne gegenüber und damit zu dieser Zeit im Stier, dem astrologischen Sternzeichen schlechthin für Fruchtbarkeit und Überfluss. Welcher Stamm könnte langfristig schon überleben, wenn nicht immer wieder quietschfideler Nachwuchs zu erwarten wäre?
Fruchtbarkeit scheint so etwas wie das Spezialgebiet des Mondes zu sein. Diverse Tierarten halten sich beim Nachwuchs-Zeugen an den Vollmond; das berühmteste Beispiel ist der Palolowurm. Der etwa 60 Zentimeter lange Ringelwurm lebt in der Südsee und hält sich das ganze Jahr über im Korallenriff versteckt. Nur in wenigen Nächten im Oktober bzw. November, wenn auf der Südhalbkugel der Frühling beginnt, steigt er an die Meeresoberfläche, um sich fortzupflanzen: und zwar in den Nächten nach dem Stier-Vollmond.
Auch bei uns Menschen deutet alles auf einen Zusammenhang von Mond und Fruchtbarkeit hin. Schon vor 30.000 Jahren scheint den Menschen aufgefallen zu sein, dass der Zyklus der Mondphasen mit seinen 29½ Tagen ziemlich genau dem weiblichen Menstruationszyklus entspricht. Höhlenzeichnungen aus dieser Zeit zeigen Frauen als Fruchtbarkeitsgöttinnen gemeinsam mit dem Mond. Mythen erzählen davon, dass Sex mit dem Mondgott die Frauen zum Bluten brachte. Auch für die Griechen und Römer war der Zusammenhang von Mond und weiblichem Zyklus offenbar ganz selbstverständlich: Begriffe wie „Menstruation“ und „Menses“ stammen von den lateinischen und griechischen Wörtern für Mond (mene) ab. Erst heutzutage streiten die Wissenschaftler darüber, ob es nur ein Zufall ist, dass der Mondphasenzyklus und der weibliche Menstruationszyklus im Schnitt ziemlich gleich lang sind. Fakt ist, dass längst nicht alle Frauen auf der Welt ihre Monatsblutungen zeitgleich bekommen – und längst nicht alle im Rhythmus der Mondphasen.
Je älter die Quellen allerdings sind, desto klarer zeigt sich ein Zusammenhang. Im alten Griechenland sollen die Frauen vor allem rund um Vollmond geblutet haben. 1898, also etwa um die Zeit der Industrialisierung, legte der schwedische Wissenschaftler Svante Arrhenius eine Studie vor, die eine Kopplung der Menstruation an Voll- und Neumond zeigte. Die jüngste Studie aus dem Jahr 2021 stammt von Charlotte Förster, einer Chronobiologie-Professorin an der Universität Würzburg. Sie hat bis zu 32 Jahre lange Aufzeichnungen über die Zyklen von 22 Frauen ausgewertet und festgestellt, dass zwar nicht alle Frauen immer zeitgleich mit Voll- oder Neumond menstruieren – aber dass es Kopplungen über mehrere Monate und Jahre hinweg gibt. Außerdem gingen Frauen in ländlichen Regionen öfter mit dem Rhythmus des Mondes konform, während ihre Geschlechtsgenossinnen in der Großstadt oft kürzere Zyklen hatten. Als Taktgeber vermutet die Chronobiologin das Mondlicht.
Der Julmond im Dezember:
magische Adventszeit
Mit dem Kathreinstag am 25. November beginnt traditionell die magische Adventszeit. Das heißt, die lauten, fröhlichen Feste mit Musik und Tanz sind nun erstmal vorbei. Denn jetzt, vier Wochen bzw. genau einen Mondphasenzyklus vor Weihnachten, gehen wir hinein in eine Zeit voller Dunkelheit, aber auch voller Rituale. Fast alle diese Rituale drehen sich ums Feuer: die Kerzen am Adventskranz, die Luzlfrau mit ihrer Lichterkrone am 13. Dezember, das Sonnwendfeuer in der Thomasnacht am 21. Dezember und der leuchtende Christbaum als Höhepunkt an Heilig Abend, schließlich die Heiligen Drei Könige mit ihrem leitenden Stern und die Lichtmessfeier am 2. Februar, mit der die Weihnachtszeit zu Ende geht.
Ich stelle mir vor, wie das früher wohl war, vor vielen hundert oder sogar tausend Jahren, als die Menschen weder Heizung noch Glühbirnen hatten ... Die Sonne sinkt Tag für Tag tiefer, Kälte und Dunkelheit halten die Menschen im eisernen Griff. Vor allem die Schwachen unter ihnen leiden. Kinder, Alte und Kranke drohen zu sterben. Ob die Sonne wohl jemals wiederkehrt? Medizinmänner und -frauen, Zauberkräftige und Druiden halten feierliche Zeremonien ab, in denen sie das Feuer als Symbol der Sonnenkraft beschwören. „Wenn die Sonne uns erhört, wird sie umkehren“, versprechen sie den Leuten. Die Weisen vertrauen auf ihre Beobachtungen; darauf, dass es bisher noch jedes Jahr so passiert ist. An einem gewissen Punkt wird die Sonne umkehren. Wann dieser Wendepunkt erreicht ist, das erkennen sie an monumentalen Kalendern in der Natur. Stonehenge ist so ein Beispiel, Pömmelte bei Halle an der Saale ist ein weiteres. Hier am Rande der Alpen mussten diese Sonnwend-Kalender nicht erst mühsam in die Landschaft gebaut werden. Hier bietet der Horizont von Natur aus markante Zacken und Gipfel, an denen man die Bahnhöhe der Sonne bei ihren Auf- und Untergängen messen kann. Vom Taubenberg aus, dem beliebten Ausflugsziel der Münchner, ist der Wendelstein ein solcher Wendepunkt, hinter dem die Sonne exakt zur Wintersonnwende aufgeht. Ob der wuchtige Felsbrocken deshalb so heißt? Egal, jedenfalls bietet der Taubenberg perfekte Voraussetzungen zum Erleben dieses Naturspektakels.
Einst haben sich dort vielleicht Hunderte von Menschen, zitternd vor Aufregung und Kälte, zur Wintersonnwende um ein riesiges Feuer versammelt. Kinder quengeln, Nahrung wird geteilt, Geschichten werden erzählt, Rituale abgehalten und sonnenkräftige Heilkräuter ausgetauscht. Hin und wieder holt jemand Wassernachschub von der nahen Quelle. Morgen für Morgen blickt die Gruppe voller Spannung zum Sonnenaufgang hinterm Wendelstein. Nach ein paar Tagen haben sie Gewissheit: Die Sonne hat innegehalten, ja sie steigt nun sogar wieder ganz minimal an auf ihrer täglichen Himmelsbahn. Sie hat die Gebete erhört! Die Kelten nannten diese Zeit den Julmond und feierten die Wintersonnwende als Julfest. Unser Weihnachtsfest, zu dem – kleine Planänderung – anstatt der Sonne der Sohn Gotte geboren wurde, findet zwar erst drei Nächte später statt. Das aber könnte schlichtweg daran liegen, dass die Wintersonnwende im römischen Kalender einst auf den 24./25. Dezember fiel und man an diesem Datum schließlich festhielt.
Auch wenn der hell erleuchtete Christbaum noch immer feierliches Staunen hervorruft: Wärme, Licht und Feuer sind heutzutage nichts Besonderes mehr im Winter. Überall auf der Welt lodern vom Menschen gemachte Feuer, egal zu welcher Jahreszeit. In Brasilien wird der Regenwald brandgerodet, in Russland brennt das Gas, das man nicht verkaufen kann. Bei uns verbrennt der Müll und in großen Schmelztiegeln glüht das Eisen, bevor es verarbeitet wird. Längst nicht alle Feuer dienen dem Leben, viele zerstören es eher. Der Respekt vor der Kraft der göttlichen Flamme ist heutzutage fast erloschen. Rituale könnten helfen, ihn wieder zu entzünden.
WIRKUNG DES MONDES
Ohne Mond kein Leben!
Wenn Astrophysiker nach Leben im All forschen, suchen sie nach Planeten, die unter anderem einen verhältnismäßig großen Mond haben. Warum? Weil ohne einen solchen Mond kein Leben auf der Erde entstanden wäre.
Vor viereinhalb Milliarden Jahren, als die Erde noch jung und der Mond gerade erst geboren war, kreisten die beiden sehr viel schneller umeinander als heute. Überhaupt lief alles im Eiltempo: Ein Tageszyklus auf der Erde dauerte gerade mal fünf Stunden, der Mond drehte sich sogar noch schneller um sich selbst. Aber schon nach 100 Tagen gab er auf und ergab sich in eine erdgebundene Rotation. Seither dreht er der Erde immer dieselbe Seite zu. Nicht nur der Mond, auch die Erde wurde ausgebremst dadurch, dass sie und der relativ große Mond einander umkreisten. Ohne den Mond würde ein Erd-Tag heute vermutlich immer noch um die sechs Stunden kurz sein.
Damals war der Mond nicht einmal 30.000 Kilometer weit von der Erde entfernt. Verglichen mit der heutigen Entfernung von durchschnittlich 384.000 Kilometern war das ein Katzensprung. Man stelle sich mal die Aussicht auf den Himmel damals vor: Nichts außer einem riesengroßen Mond, der es bei Vollmond auf der Erde auch nachts fast taghell gemacht hat! Wenn es denn damals schon Lebewesen mit Augen im Kopf gegeben hätte.
Doch bis sich das erste einfache Leben auf der Erde – oder besser: in den Ozeanen – bildete, dauerte es eine Milliarde Jahre. Und noch einmal drei Milliarden Jahre später – vor etwa 540 Millionen Jahren – explodierte die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Vor 300 Millionen Jahren schafften die ersten Pflanzen den Sprung vom Wasser aufs Festland, und mit ihnen gingen die ersten Tiere an Land. Das war nur möglich, weil es den Mond gab. Der Mond sorgt seit jeher für Ebbe und Flut. In den Küstenregionen wurde das Land mal vom Meer überspült, mal war es trocken. Gezeitentümpel entstanden, in denen das Leben regelmäßig vor neue Herausforderungen gestellt wurde: Überleben nahe der Austrocknung! Amphibien entwickelten sich. Die Zyklen von Ebbe und Flut sind Wurzeln, die bis zur Geburt des komplexen Lebens zurückreichen. Sie sind uns in den tiefsten Schichten unserer Existenz eingeschrieben.
Warum ist der Mond auch heute noch so existenziell für das Leben auf der Erde? Gäbe es ihn nicht, hätten wir keine verlässlichen Jahreszeiten. Denn vor allem dem Mond ist es zu verdanken, dass die Erdachse eine so stabile Neigung von 23,5 Grad hat. Ohne den Mond würde die Erdachse alle paar Millionen Jahre ins Trudeln kommen und kippen – und zwar um bis zu 90 Grad. Deutschland würde dann beispielsweise mal am Äquator in der heißen tropischen Zone liegen, mal unter dem ewigen Eis des Nord- oder Südpols. Hätte die Erdachse keinerlei Neigung, gäbe es keine Jahreszeiten mehr. Wäre die Erdachse hingegen sehr viel stärker geneigt, wären Extremwetter-Ereignisse der Normalzustand. Auch die Gezeiten tragen zur Stabilisierung unseres Klimas bei. Sie treiben Meeresströmungen an, die warmes bzw. kaltes Wasser um den Globus verteilen und unser Klima beeinflussen.
Wie es der Erde ohne Mond ergangen wäre, können wir am Beispiel des Mars sehen: Der wäre eigentlich gar nicht so schlecht geeignet für die Entwicklung von Leben gewesen, was seinen Abstand zur Sonne betrifft. Doch seine beiden Monde sind winzig: Phobos hat rund 25 Kilometer Durchmesser, Deimos sogar weniger als 13 Kilometer. Zu klein, um die Achse des Mars stabil zu halten, weshalb die Mars-Pole alle paar Millionen Jahre komplett an anderer Stelle liegen. Und weshalb es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich auf dem Mars jemals Leben entwickelt hat.
Wie der Mond Ebbe und Flut steuert
Ebbe und Flut sind die deutlichsten Auswirkungen, die der Mond auf die Erde hat. Dass sich zweimal am Tag das Wasser der Ozeane in den Küstenregionen hebt und wieder senkt, ist seiner Anziehungskraft zu verdanken. Eigentlich sind es zwei Wasserberge, die wie zwei Wellen binnen 24 Stunden und 50 Minuten über den Erdball rollen. Denn so lange braucht die Erde, um sich unter dem Mond wegzudrehen. Den ersten Wasserberg treibt der Mond direkt vor sich her. Der zweite Wasserberg entsteht auf der gegenüberliegenden Seite der Erde infolge der Fliehkraft, die entgegengesetzt zur Anziehungskraft des Mondes wirkt.
Etwa alle 14,75 Tage bekommt der Mond Schützenhilfe von der Sonne und die beiden ziehen gemeinsam an dem Strang, der das Wasser der Ozeane regelmäßig zu Flutwellen türmt. Diese Flutwellen fallen dann – zu Neumond und zu Vollmond – entsprechend höher aus. Verständlich, dass viele Lebewesen an der Küste und im Meer sich im Laufe der Jahrmillionen an den zyklisch wechselnden Wasserspiegel angepasst haben – und diese Umstände sogar für ihre Jagd und ihre Fortpflanzung zu nutzen wissen.
Dass die Springfluten an manchen Meeresküsten bis zu 16 Meter (in der Bucht von Fundy an der kanadischen Atlantikküste) hoch sein können, bedeutet nicht, dass die Anziehungskraft des Mondes buchstäblich das Wasser aus dem Boden in die oberen Pflanzenteile ziehen kann. Denn die Flutberge sind nur deshalb so enorm, weil sich das Wasser über die gesamte Meerestiefe hinweg ein Stück anhebt. Das Wasservolumen, das auf offenem Meer einer Welle von einem Meter entspricht, kann sich an der flachen Küste mehrere Meter hoch türmen.
Würde die Gravitationskraft des Mondes auf die Säfte der Pflanzen und des menschlichen Körpers wirken, dann müsste diese Wirkung zu Neumond UND zu Vollmond etwa gleich stark sein. Vertreter dieser These behaupten aber, dass nur der Vollmond die Säfte nach oben ziehe, während die Säfte bei Neumond in die Erde sinken: ein Beweis dafür, dass – sollten derartige Auswirkungen beobachtbar sein – nicht die Anziehungskraft des Mondes dran schuld sein kann, sondern dass das Mondlicht der mutmaßliche Verursacher ist!

Der Mond beeinflusst Wetter
und erdbeben
So wie die Gravitationskraft des Mondes die Gezeiten erschafft, so zieht diese Kraft auch am Festland und an der Atmosphäre. Das Festland wird dabei um maximal 40 Zentimeter angehoben: Damit ist der Mond zwar kein Verursacher von Erdbeben, aber er kann zusammen mit der Anziehungskraft der Sonne (die etwa ein Drittel von der des Mondes beträgt) offenbar die Stärke von Erdbeben beeinflussen.
Ebenso schieben Mond und Sonne die Atmosphäre zu einer Beule auf. Damit kommen zu Voll- und Neumond mehr Luftmassen auf dem Teil der Erde zu liegen, über dem Sonne und Mond gerade im Zenit bzw. im Gegen-Zenit stehen: Der Luftdruck in diesen Regionen steigt, was höhere Temperaturen zur Folge hat. Wärmere Luft kann mehr Wasser speichern, also regnet es in der Zeit um Voll- und Neumond vergleichsweise weniger. Entsprechend stärker fallen die Niederschläge allerdings wenige Tage nach Voll- und Neumond aus – vorausgesetzt, es befindet sich gerade viel Feuchtigkeit in der Luft.
Pflanzen wachsen kurz vor Vollmond am stärksten
Zurück zur Mondwirkung auf Pflanzen: Auch wenn es nicht die Gravitationskraft sein kann, welche die Pflanzensäfte hebt und senkt, so scheint doch das Mondlicht eine Wirkung auf alles zu haben, was sich von Licht ernährt. Pflanzen betreiben Photosynthese und gewinnen daraus ihre Energie, die sie wachsen lässt. So wie das Schlafverhalten des Menschen durch das Hormon Melatonin gesteuert wird, haben auch die Pflanzen ein Enzym, das die Photosyntheseleistung hemmt, sobald zu wenig Licht vorhanden ist. Die Pflanzen reagieren dabei nicht nur aufs Sonnenlicht, sondern unter Umständen auch auf den Mond. Verlängert bzw. erhellt sein Licht die Abend-Dämmerung, was immer beim zunehmenden Mond im zweiten Viertel der Fall ist, dann bleiben die Pflanzen entsprechend länger aktiv.
Die Auswirkungen dieses lunaren Rhythmus kann man nachverfolgen, wenn man die Wurzelknollen beispielsweise von Roter Beete oder die Wurzeln des Löwenzahn aus der Erde zieht und quer durchschneidet: die Wurzeln haben Wachstumsringe ähnlich den Baumstämmen. Allerdings können diese Wachstumsringe nicht vom Jahreszeitenwechsel kommen, da Rote Beete z.B. nur einige Monate lang wächst. Folglich müssen die Ringe von monatlichen Einflüssen stammen. Eine Studie dazu habe ich zwar noch nicht gefunden, aber ich kann mir nur die Mondphasen als Verursacher einer solchen Regelmäßigkeit vorstellen.
Wie der Mond auf den Schlaf wirkt
In den vergangenen Jahren beschäftigten sich viele Wissenschaftler mit der Frage, ob der Vollmond uns tatsächlich schlechter schlafen lässt. Die Ergebnisse werden immer eindeutiger: Bei Vollmond brauchen die Probanden länger zum Einschlafen, die Schlafdauer ist kürzer und auch die Tiefschlafphasen sind weniger. In einer groß angelegten Studie mit Hunderten von Testpersonen in der Großstadt Seattle ebenso wie auf dem Land und in indigenen Gemeinschaften wiesen Forschende der Universität Washington nun nach, dass selbst Menschen in der Großstadt mit durchschnittlich elf Minuten weniger Schlaf pro Nacht auf den Vollmond reagieren. In den indigenen Dörfern ohne elektrisches Licht war es sogar über eine halbe Stunde!
Dass wir bei Vollmond nicht nur kürzer, sondern auch weniger tief schlafen, hat der Schweizer Chronobiologe Christian Cajochen schon 2013 herausgefunden. Seine Versuchspersonen taten sich vor und zu Vollmond schwerer mit dem Einschlafen und schliefen weniger tief, was die Forscher mittels Hirnstrommessungen feststellten. Während der Vollmondnächte sank bei ihnen auch der Melatonin-Spiegel: eines der Hormone, die den Schlaf- und Wachrhythmus steuern.
Die Zirbeldrüse in unserem Gehirn produziert nur dann Melatonin, wenn es dunkel ist – in Vollmondnächten entsprechend weniger. Deshalb ist es auch nicht gerade förderlich, wenn wir abends noch vor der Flimmerkiste oder vor dem Computer sitzen, denn sie strahlen vor allem Licht im blauwelligen Bereich ab, das dem Tageslicht gleicht und dann unsere Melatonin-Produktion hemmt. Soweit zur wissenschaftlichen Erklärung.
Das Vollmondlicht lässt die Tagwelt und das Träumeland näher zusammenrücken: Dadurch, dass wir nicht so tief schlafen, träumen wir mehr. Und weil wir zwischendrin öfter mal aufwachen, bleiben die Träume besser in unserem Bewusstsein haften. Die Schwelle zwischen Bewusstsein und Unbewusstem ist also viel niedriger, sodass beide Welten sich untereinander sehr viel mehr austauschen als sonst. Im besten Fall komme ich in dieser Zeit meinen Gefühlen näher und kann die Dinge aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten. Manchmal fehlt dann aber auch die Ausgeschlafenheit, die Nüchternheit und Sachlichkeit, was Konflikte nicht unbedingt einfacher macht.
MOND IN MYTHOLOGIE UND GESCHICHTE
Ist der Mond weiblich oder männlich?
Warum ist der Mond eigentlich im Deutschen männlich, während er in vielen anderen Sprachen als weiblich gilt?
Die ägyptische Fruchtbarkeitsgöttin Isis trägt die Mondsichel im Haar; die griechische Mondgöttin Selene verwaltet Friedhof und Grab. Die Jungfrau Maria steht in vielen Abbildungen auf der Mondsichel. Der Mond empfängt sein Licht von der Sonne; die Frau empfängt durch die männliche Zeugungskraft. Mond, Frau und Schwangerschaft, das gehört untrennbar zusammen. Scheinbar.
Denn im Deutschen ist der Mond männlich und die Sonne weiblich. Die Germanen, dieses wilde Konglomerat mittel- und nordeuropäischer Naturvölker, sind dafür verantwortlich! In der germanischen Mythologie steuert eine Göttin namens Sol den Sonnenwagen, während ihr Bruder Mani das Mondgefährt lenkt. Die mächtigste Gottheit, die der Erde stetig Licht, Wärme und Leben spendet, war für die Germanen eine Frau! Während der Mond, dieses wankelmütige Gestirn, das mal da war und mal nicht, den Männern zugeordnet wurde. Auch andere Kulturen sahen bzw. sehen den Mond als männliche Kraft, beispielsweise die Inuit mit ihrem Mondgott Anningan oder der altägyptische Mondgott Toth. Oft galten diese Mondgötter als verschlagene Kerle, die Jagd auf Jungfrauen machten. In Japan, Grönland und Alaska etwa glaubte man, dass Geschlechtsverkehr mit dem Mond die Menstruation auslöse.
Wie alles im Leben, haben auch Sonne und Mond zwei Seiten. Und ob nun der Mond männlich oder weiblich ist, ob die männliche oder die weibliche die bessere Hälfte ist? Wer will darüber urteilen, wenn es letztlich doch immer beide Seiten braucht, um Leben entstehen zu lassen? Jedenfalls ist die Sonne als weibliche Gottheit durchaus etwas, was ich als Frau sehr charmant finde!
Was uns die
Himmelsscheibe von Nebra verrät
Im Frühling kann man den Mond am Himmel genau in der Konstellation sehen, die auf der Himmelsscheibe von Nebra abgebildet ist: Die zunehmende Mondsichel – so dick wie auf der Scheibe, nämlich etwa vier Tage alt – zieht dann ganz nah an den Plejaden (dem auffälligen Sternhaufen, auch Siebengestirn genannt) vorbei.
Forscher haben die Bedeutung der Himmelsscheibe mittlerweile entschlüsselt: Sie war eine Stütze für die wichtigste Kalenderregel dieser Zeit. Vor 4000 Jahren, als die Himmelsscheibe entstand, zeigte exakt diese Konstellation im Frühlingsmonat Nisannu an, dass mit dem Kalender etwas nicht stimmte ... nämlich dass man jetzt dringend einen Schaltmonat einfügen musste, damit das Sonnenjahr wieder mit der Zählung der zwölf Mond-Monate für ein Jahr übereinstimmte. Das war etwa alle drei Jahre der Fall. Wenn die Zeitzählung stimmte, war die zunehmende Mondsichel im März, wenn sie an den Plejaden vorbei wanderte, noch viel dünner als auf der Scheibe abgebildet.
Gerade müssen wir keine Sorge haben angesichts dieser Konstellation schon im März: Unser Kalender stimmt! Denn die Position der Fixsterne im Vergleich zur Sonne hat sich mittlerweile um etwa einen Monat verschoben. Das hat mit der Präzession der Erdachse zu tun, der Taumelbewegung der Erde bei der Drehung um sich selbst. Wenn du also im April die zunehmende Mondsichel wieder bei den Plejaden vorbeiwandern siehst, wird sie etwas dünner sein – so wie es für die Menschen vor 4000 Jahren genau richtig gewesen wäre und es damit eben keinen Grund für einen zusätzlichen Schaltmonat gegeben hätte.
Gregorianischer Kalender ohne Mond
Bei der julianischen und gregorianischen Kalender-Reform haben wir die Rechnung ohne den Mond gemacht. Was das für unsere Kultur bedeutet?
Sämtliche ursprünglichen Kalender nehmen die Sonne und den Mond und bisweilen auch die Fixsterne zu Hilfe, um die Zeit messen und einteilen zu können. Im westlichen gregorianischen Kalender jedoch regiert ausschließlich die Sonne. Klar, die Monate stammen ursprünglich vom Mondphasenzyklus. Aber längst ist die Länge der Monate vom Mond entkoppelt, denn ein Mondphasenzyklus dauert nun mal 29,5 Tage, und nicht 30 oder 31 oder 28 Tage. Und außerdem entspricht ein Sonnenjahr nicht exakt zwölf Mondphasenzyklen!
Ein Problem, das übrigens allen Kalendersystemen zu schaffen macht und das üblicherweise mit Schaltmonaten alle zwei bis drei Jahre gelöst wurde. Julius Caesar, der den römischen Lunisolarkalender erstmals einer Reform unterzog, strich die Schaltmonate, machte die Monatslänge passend für das Sonnenjahr und löschte damit den Mond aus dem Kalender. Dass das nicht überall auf Zustimmung stieß, verrät uns beispielsweise das Märchen von Dornröschen: Zwölf Feen werden zum Fest eingeladen. Die dreizehnte darf nicht kommen, weil für sie kein goldener Teller mehr übrig ist. Gold war schon immer die Sonnenfarbe. Diese Fee rächt sich für ihre Missachtung, indem sie das Kind des Hauses mit einem tödlichen Fluch belegt.
Dass wir so gern den Geschichten über die Macht des Mondes lauschen, liegt an unserem assoziativen Denken, dem Denken in Analogien oder Gleichnissen – wie oben, so unten. Wie im Großen, so im Kleinen. Stellen wir Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen fest, merken wir sie uns und bekommen ein Gefühl von Berechenbarkeit, von einer gewissen Ordnung und Kontrolle in und um uns herum. Das wiederum gibt uns Sicherheit und Halt. Es schafft Vertrauen ins Leben. Unsere Vorfahren haben sich an der Sonne, an den Fixsternen (den Sternbildern) und am Mond festgehalten. Diese kosmischen Regelmäßigkeiten haben ihr Leben zeitlich strukturiert und ihnen Halt und Orientierung gegeben.
Ein Kalender, der eines unserer zentralen Gestirne außer Acht lässt, nimmt uns ein Stück dieser Sicherheit, der Verbundenheit mit dem Kosmos. Dank unserem gregorianischen Kalender sind wir nicht mehr ganz so vertraut mit den Mondzyklen und müssen uns diese natürliche Verbindung erst wieder Stück für Stück zurückholen. Manchmal geraten wir dabei auf Irrwege, schreiben dem Mond Einflüsse zu, die er vielleicht gar nicht oder wenn doch auf ganz andere Weise hat, oder betonen den Mond plötzlich überdimensional im Vergleich zur Sonne.
Letzteres passierte in der arabischen Welt, wo eine Kalenderreform auf die Mond-Seite ausschlug: Nach der Eroberung Mekkas 632 reformierten die Moslems den altarabischen Kalender und strichen einfach das Sonnenjahr raus. Ihre Zeitrechnung orientiert sich seither rein an den Mondphasen, weshalb beispielsweise der Fastenmonat Ramadan mit der Zeit durch sämtliche Jahreszeiten wandert.
Woher die Wochentage ihre namen haben
Die Namen der Wochentage gehen auf die alten Babylonier zurück. Die Römer übernahmen die Einteilung, verwendeten allerdings ihre eigenen Götternamen; genauso wie die Germanen. Neben Sonne und Mond erhielten auch Mars bzw. Tyr (Dienstag, im Französischen „mardi“), Merkur bzw. Wotan (Mittwoch, im Französischen „mercredi“ und im Englischen „wednesday“), Jupiter bzw. Donar (Donnerstag, im Französischen „jeudi“), Venus bzw. Freya (Freitag, im Französischen „vendredi“) und Saturn (Samstag, im Englischen „saturday“) ihre eigenen Wochentage. In den alemannischen Mundarten wird der Dienstag Ziischtig genannt. Auch wenn es so klingt: dieser Ausdruck ist keineswegs eine Verballhornung des hochdeutschen Wortes, sondern geht auf den althochdeutschen Zīestag zurück, also den Tag des germanischen Gottes Ziu, der dem altnordischen Týr entspricht. Unser Samstag geht auf den jüdischen Sabbat zurück. Während beim deutschen "Sonntag" noch die Sonne enthalten ist, gehen das französische "dimanche", das italienische "domenica" und das spanische "domingo" auf die spätere christianisierte Bezeichnung "dies domenicus" zurück: der Tag des Herrn.
Die Dauer einer Woche mit sieben Tagen geht auf den Mond zurück, nämlich auf die Dauer eines Mondphasen-Viertels, was man vom Himmel sehr gut ablesen kann. Schon im dritten Jahrtausend vor Christus hatten sowohl die Babylonier als auch die Sumerer Kalender mit Sieben-Tage-Wochen. In den semitischen Sprachen geht das Wort für Woche sogar auf denselben Wortstamm zurück wie die Zahl sieben. Und auch der japanische Kalender zählt seit jeher sieben Wochentage, die ebenfalls nach Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn benannt sind. Die Bibel zementierte die Sieben-Tage-Woche in ihrem Schöpfungsmythos. Demnach erschuf Gott Himmel, Erde, alle Pflanzen und Lebewesen in sechs Tagen und ruhte sich am siebten aus.
Aber warum folgt jetzt ausgerechnet auf den Sonntag der Montag, danach der Dienstag usw.? Auch das haben wir den Babyloniern zu verdanken. Für sie gab es sieben "Wandelsterne" (also bewegliche Gestirne) an unserem Himmel, die sie nach der – dem damaligem Wissensstand entsprechenden – Entfernung zur Erde ordneten: angefangen von Saturn als am weitesten entfernt, über Jupiter, Mars, Sonne, Venus und Merkur bis zu unserem nächsten Nachbarn Mond. Jeder Stunde eines Tages ordneten sie nun eines dieser Gestirne zu, indem sie die sieben Gestirne immer weiter durchzählten. Weil 24 Stunden nicht exakt durch sieben teilbar sind, ergab sich für die Anfangsstunde eines jeden neuen Tages ein anderes Gestirn. Dieses Gestirn war schließlich Namensgeber für den betreffenden Tag.
Sternzeichen und Körperregionen:
der Homo Signorum
In diversen Mond-Ratgebern ist die Rede davon, dass man die Körperregion, die dem aktuellen Mondzeichen zugeordnet wird, an diesen Tagen besonders pfleglich behandeln sollte: keine Operationen oder Eingriffe, dafür sind unterstützende Behandlungen umso besser. Ob das tatsächlich so zutrifft? Das Konzept der Astro-Medizin stammt aus dem Mittelalter und beruft sich auf die Analogien zwischen Mikro- und Makrokosmos. Seine Wurzeln reichen zurück bis in die Antike. Die Zuordnungen, vielfach abgebildet im "Homo signorum" (Tierkreiszeichen-Mensch), waren damals wichtige Grundlage für die Aderlass-Regeln. Allerdings scheint dabei mehr die Jahreszeit im Fokus gestanden zu haben; also die Sonne im entsprechenden Tierkreiszeichen, nicht der Mond. So kann ich auch eine gewisse jahreszeitliche Logik darin erkennen.
WIDDER 21.03.-20.04.: Der Kopf gilt als der anfälligste Bereich zur Widder-Zeit. Was mich nicht wundert, denn laut der althergebrachten Mondregel zum Haarschneiden darf die Matte mit dem "wachsenden Löw'" (also wenn der zunehmende Mond im Zeichen Löwe steht) wieder runter vom Kopf. Das ist erstmals nach Herbst und Winter im März der Fall. So frisch geschoren, waren die Menschen natürlich am Kopf anfälliger für Kälte, die im Vorfrühling doch noch häufiger der Fall sein kann, selbst wenn es tagsüber in der Sonne schon angenehm warm ist. Warum man sich im Herbst die Haare wachsen lassen sollte und im Frühling schneiden? Weil man dann zur kalten Jahreszeit von der eigenen warmen Kopfwolle profitierte, während sich mit den steigenden Temperaturen allerlei Ungeziefer darin eingenistet hätte, das man natürlich vermeiden wollte.
STIER 21.04.-20.05.: Noch immer ist der Kopf die anfälligste Körperregion, zusammen mit Hals und Nacken. Haare wachsen eben nur langsam, genauso wie auch die Temperaturen noch immer unter den Gefrierpunkt fallen können (die Eisheiligen sind Mitte Mai). Doch allmählich neigt sich die Erkältungszeit ihrem Ende entgegen. Außerdem wächst spätestens im April viel gesunde, frische Nahrung in Form von Wildkräutern wie Löwenzahn und Brennnessel, was dem Körper Bitterstoffe liefert und den trägen Winter-Stoffwechsel ankurbelt.
ZWILLINGE 21.05.-21.06.: Die Atemwegsorgane sind Thema dieser Zeit. Asthma und Heuschnupfen quälen viele Menschen besonders im Spätfrühling, denn die Luft ist nun voller Pollen. Allergien gab es übrigens schon bei den Neandertalern, deren Immunsystem ganz schön auf Trab sein musste, damit es den Körper auch in den klimatisch raueren Zonen im Norden der Alpen gut schützen konnte. Wer heute zu Allergien neigt, hat das zu einem guten Teil seinen Neandertaler-Genen zu verdanken.
KREBS 22.06.-22.07.: Nun wandern die Empfindlichkeiten einen Stock tiefer, zur Verdauung. Der Magen gilt als das anfälligste Organ zu dieser Zeit. Kein Wunder, denn jetzt kommen erstmals wieder Früchte auf den saisonalen Speiseplan. Die Nahrungsumstellung von den gesunden, entschlackenden Kräutern mit ihren Bitterstoffen hin zu Fruchtzucker und damit vielen Kohlehydraten kann einem tatsächlich auf den Magen schlagen. Außerdem sorgt die Hitze dafür, dass Nahrung jetzt schneller verdirbt.
LÖWE 23.07.-23.08: Zu dieser Zeit kann man eigentlich von einem Schlaraffenland sprechen, in dem Mensch und Tier leben. Die reifen Früchte braucht man nur von den Bäumen zu pflücken, die Sonne brennt einem auf den faulen Pelz ... wenn da nicht die Gefahr bestünde, zu träge zu werden! Im Tierreich hält die Jugend dem etwas entgegen und fordert die alten Chefs jetzt hartnäckig zu Rangkämpfen auf. Doch wenn auf zu viel Futtern und zu wenig Bewegung Stress folgt, kann das leicht mal mit einem Herzinfarkt enden – zumindest bei uns Menschen. Das Herz und die Verdauung sind Bereiche, um die man sich zur Löwe-Zeit besonders kümmern sollte.
JUNGFRAU 24.08.-23.09.: Noch immer ist die Verdauung Thema Nummer eins in Sachen Gesundheit. Darm und Bauchspeicheldrüse reagieren jetzt auf die Obstfülle und damit die fruchtzuckerreiche Nahrung. Maßhalten ist zu dieser Zeit also nicht nur deshalb angesagt, weil die Vorräte bis über den Winter halten müssen, sondern auch um die Verdauung zu schonen.
WAAGE 24.09.-23.10.: Nach all der Völlerei wird frische Nahrung nun wieder knapper, und das Thema Verdauung wird von der Entgiftung bzw. Entschlackung abgelöst. Außerdem kriecht uns die Kälte allmählich ins Gebein. Am Kopf störte das die Menschen damals weniger, denn die Haare bildteten mittlerweile (letzter Haarschnitt zum Neumond Löwe im August) wieder eine ordentlich warme Matte. Dafür reagiert jetzt die Lendengegend anfälliger: Nieren und Blase sind die Organe, die nun kräftig arbeiten (und die wir mit viel Wasser unterstützen können), um die Schlackenreste von der üppigen Sommernahrung wieder aus dem Körper zu transportieren.
SKORPION 24.10.-22.11.: Diesem Sternzeichen sind Blase und Geschlechtsteile zugeordnet. Vielleicht haben sich die Menschen zu dieser Zeit enger zusammengekuschelt, um einander zu wärmen, und daher vermehrt Geschlechtskrankheiten übertragen? Ich weiß es nicht. Doch dass der Körper mit dem schwindenden Sonnenlicht weniger Vitamin D zur Verfügung hat, welches das Immunsystem zum Funktionieren braucht, ist logisch. Unser Körper versucht diese Schwäche auszugleichen, indem er die Immunabwehr über andere Systeme stützt. Der Nachteil ist, dass diese Gene, die dann aktiviert werden, nicht nur vor Bakterien und Viren schützen, sondern auch entzündungsfördernde Substanzen produzieren.
SCHÜTZE 23.11.-21.12.: Nach der fruchtzuckerreichen Ernährung der vergangenen Monate standen nun vermehrt Getreideprodukte und mit Salz gepökeltes Fleisch auf dem Speiseplan unserer Vorfahren. Eine solche Ernährung kann die Leber leicht übel nehmen, und mit ihr auch das Herz. Leber und Herz hängen zusammen, denn die Leber beansprucht als größtes Stoffwechselorgan etwa ein Viertel des Herzzeitvolumens.
STEINBOCK 22.12.-20.01.: Zum Vitamin D-Mangel fehlt dem Körper nun auch immer mehr Vitamin C, das ebenfalls für das Immunsystem unabdingbar ist. Früher hatten die Menschen ab dem Winter kaum mehr frisches Obst und Gemüse zur Verfügung. Sie ernährten sich von Getreide, Fleisch und Nüssen; also säureproduzierend statt basisch. Diese Mangelernährung schlägt zusammen mit der entzündungsfördernden Immunabwehr auf Muskeln, Gelenke und Knochen, die dem Steinbock zugeordnet sind.
WASSERMANN 21.01.-18.02.: Die Mangelernährung zu früherer Zeit, als man im Winter noch keine Südfrüchte im Supermarkt kaufen konnte, nimmt ihren Lauf. Calciummangel kann Tetanie hervorrufen, eine Art nervöser Unruhe mit Angstzuständen, Verkrampfungen, Kribbeln und Taubheitsgefühlen. Auch Krampfadern werden durch Calciummangel, ballaststoffarme Ernährung und Bewegungsmangel begünstigt. Also ganz logisch, dass dem Wassermann Nerven und Beine zugeordnet werden.
FISCHE 19.02.-20.03.: Die Füße sind die Schwachstelle der Fische-Zeit. Hätten wir anstatt wasserdichter Schuhe mit dicken Sohlen nur Felle bzw. Leder an den Füßen, würden wir uns in der Zeit der Schneeschmelze, wenn alles nass und matschig ist, mit Sicherheit oft kalte Füße holen. Hätten wir nur eine Hütte und ein Lagerfeuer zum Trocknen, würden die Füße im Februar/März wohl nie ganz warm und trocken sein. Immerhin bekommen wir nun wieder mehr Sonnenlicht ab, sodass der Körper anstatt der entzündungsfördernden Immunabwehr wieder auf sein "gewöhnliches" Immunsystem umschalten kann. Von der Ernährung her war um diese Zeit Fasten angesagt, denn die Vorräte waren nun entweder aufgegessen oder schon verdorben.
Mehr dazu erfährst du in unseren Vorträgen zur Natur–Astrologie!
Magische Zahlen
und ihre Verbindung zum Mond
Numerologie fasziniert die Menschen nicht nur an Silvester, wenn Orakel Hochkonjunktur haben. Woher kommen eigentlich magische Zahlen wie die Sieben, die Zwölf oder die Dreizehn? Tatsächlich sind viele davon auf die Zyklen von Sonne und Mond zurückzuführen.
VIER: Die Zahl des Lebens, von Werden und Vergehen
Wir kennen unsere vier Extremitäten und die vier Elemente Feuer-Wasser-Erde-Luft, die vier Himmelsrichtungen und die vier Jahreszeiten. Die Vier vermisst sowohl den Raum als auch die Zeit, könnte man sagen. Und damit ist sie wohl die Zahl von allem Irdischen, Materiellen, Vergänglichen. Der Mond ist das himmlische, auf der ganzen Welt sichtbare Symbol für den Zyklus von Werden und Vergehen. Seine Phasen gliedern sich auf in vier klar erkennbare Viertel oder Schritte: Von Neumond bis zum zunehmenden Halbmond, weiter bis zum Vollmond, dann bis zum abnehmenden Halbmond und wieder Neumond.
SIEBEN: Die Zahl der Vereinigung von Körper und Geist
Die sieben Weltwunder, die sieben Schöpfungstage im Alten Testament, der Siebenarmige Leuchter, der siebte Sinn, das Buch mit den sieben Siegeln, die sieben Zwerge von Schneewittchen ... Mit Beispielen für die besondere Zahl Sieben ließe sich ein ganzes Buch füllen! Statistiker haben herausgefunden, dass die Sieben als Lieblingszahl oder als spontan gewählte Zahl zwischen eins und neun am häufigsten von allen Zahlen genannt wird. Vielleicht, weil sie die Vereinigung von Körper (Zahl Vier, siehe oben) und Geist bzw. Seele (Zahl Drei, göttliche Trinität) symbolisiert?
Vielleicht liegt diese Vorliebe aber auch in der Geschichte der Astronomie, der ältesten Wissenschaftsdisziplin des Menschen begründet. Die sieben am Himmel sichtbaren "Wandelsterne" der Babylonier waren Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Für die ersten Vermesser der Zeit war die Sieben aber vor allem eines: ein deutlich am Himmel erkennbares Viertel im Mondphasenzyklus, das im Schnitt etwa sieben Tage dauerte. Ein göttlicher Zeitmesser, der sich allen Menschen erschloss und außerdem ganz direkt mit ihren zyklischen Lebensgewohnheiten verbunden war.
ZWÖLF: Die Zahl der göttlichen Ordnung
Die Zwölf hat in vielen Kulturen der Welt eine herausragende Bedeutung: Da sind die zwölf Titanen in der griechischen und die zwölf Himmelspaläste in der nordischen Mythologie, die zwölf Söhne Jakobs und daraus folgend die zwölf Stämme Israels, die zwölf Jünger Jesu ... In der Antike galt die Zahl Zwölf als die Ordnungsstruktur, mit der die Götter die Welt geordnet haben, und in der wieder die Zahlen Drei (göttlich) mal Vier (menschlich) stecken. Selbst heute, in unserer naturwissenschaftlichen Weltanschauung, verneigen sich Mathematiker vor der Zahl Zwölf und nennen sie "eine erhabene Zahl." Woher diese Bedeutung stammt? Vermutlich von den zwölf Mondphasenzyklen, die in ein Sonnenjahr passen. Wer ein Jahr vermessen konnte, der war sehr mächtig: Er oder sie konnte klimatische Veränderungen im Jahreslauf vorhersagen, was umso lebensnotwendiger wurde, je weiter die Menschen vom Äquator entfernt lebten.
DREIZEHN: Die Zahl der göttlichen Unordnung?
In vielen Kulturen ist die 13 eine Unglückszahl: Denn zwölf Mondphasenzyklen mit 354 Tagen reichen nun mal nicht ganz aus, um ein Sonnenjahr mit seinen 365,25 Tagen zu füllen. Bei den Kelten hatte ein Jahr mal zwölf, mal 13 Monate. Mit der Einführung des julianischen Sonnen-Kalenders geordnet nach zwölf Monaten fiel der 13. hinten runter. Ein bisschen war das wie beim Märchen "Dornröschen" und der 13. Fee, die beleidigt war und böse wurde, weil sie auf der Gästeliste zur Feier hinten runter gefallen war. So wurde auch die 13 zu einer Unglückszahl – oder für manche zu einer Glückszahl, zum Inbegriff des letzten fehlenden Teilchens, das das Ganze erst rund macht.
SECHZIG: der kleinste gemeinsame Nenner zweier Systeme
60 Sekunden ergeben eine Minute. Und 60 Minuten eine Stunde. 360 Grad ergeben einen Kreis. Aber warum gerade ein System nach 60 und nicht 100, was für uns heute viel einfacher zu rechnen wäre? Die heilige Zahl 60 geht auf die Sumerer zurück, die zwei bis dahin miteinander konkurrierende Rechensysteme vereinen wollten: diejenigen, deren fünf Finger an der Hand die Grundlage zum Rechnen bildeten. Und diejenigen, deren Rechengrundlage der Kalender mit den zwölf vollen Mondphasenzyklen in einem Sonnenjahr war. Zwölf mal fünf – das kleinste gemeinsame Vielfache – war die Zahl 60, die noch dazu durch alle weiteren wichtigen Zahlen (wie zwei, drei, vier, fünf und sechs) teilbar war. Übrigens: Mit den Fingern lässt sich genauso gut mit Zwölfen wie mit Zehnen rechnen, indem man mit dem Daumen die Fingerglieder an derselben Hand zählt.
Zyklen VON SONNE, MOND UND PLANETEN
Die Große Mondwende
Wer den Mond beobachtet, dem ist es vielleicht schon aufgefallen: Seit Jahren rutscht er auf seiner allmonatlichen tiefsten Bahn (in Schütze/Steinbock) immer tiefer, während ihn seine höchste Bahn (in Zwillinge/Krebs) mittlerweile gefühlt senkrecht über uns hinweg ziehen lässt. Die Schere zwischen diesen beiden Extremen klafft immer weiter auseinander. Mit dem Vollmond zur Sommersonnwende 2024 hat sie ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, wenn der tiefste Vollmond seit 18 Jahren über den südlichen Horizont hinweg zieht.
Dass der Vollmond genau die der Sonne entgegengesetzte Bahn zieht und damit rund um die Sommersonnwende recht tief über den Horizont wandert, ist nichts Neues. Deshalb heißt er ja auch "Erdbeermond" oder "Rosa Mond": nicht nur weil jetzt mit den Erdbeeren die ersten Früchte des Sommers geerntet werden, sondern auch, weil ein ganz tiefer Vollmond grundsätzlich eher orange-rosa anstatt weiß erscheint (so wie die tief stehende Sonne auch oft rötlich erscheint). Bis zur Großen Mondwende verliert die Lichtwirkung des Mondes auf seiner tiefsten Bahn immer mehr an Kraft: Obwohl Vollmond ist, fällt er kaum auf, weil sein Licht auf dem langen Weg durch die Atmosphäre stärker gebrochen wird und er außerdem so spät auf- und so früh wieder untergeht. Im Norden Europas bleibt der Sommer-Vollmond aktuell überhaupt ganz unsichtbar, weil er gar nicht erst über den Horizont kommt! Der Winter-Vollmond hingegen geht dort gar nicht erst unter. Historiker vermuten, dass dieser Zyklus von Großer und Kleiner Mondwende, der sich alle 18,6 Jahre wiederholt, auch in Stonehenge eine Rolle spielte und dort mithilfe des monumentalen Steinkreis-Kalenders beobachtet wurde.
Mit der Großen Mondwende im Januar 2025 beginnt sich die Schere zwischen tiefster und höchster Mondbahn wieder zu schließen, bis in gut neun Jahren der Winkel zwischen der südlichen Mondwende (im Zeichen Steinbock) und der nördlichen Mondwende (im Zeichen Krebs) nur noch 38 Grad statt der aktuellen 58 Grad betragen wird. Das ist dann die Kleine Mondwende im Jahr 2034. Und die kann – glaubt man den NASA-Prophezeiungen – eine ganz schön große Wirkung auf uns haben.
Mondknoten-Achse und Drachenpunkte
Von den Sternzeichen (oder Sternbildern), die die Mondknotenachse schneidet, kannst du ablesen, wann im Jahr die Sonnen- und Mondfinsternisse stattfinden. Aktuell verläuft die Mondknoten-Achse von Widder nach Waage. Die Sonnen- und Mondfinsternisse fanden in diesem Jahr also dann statt, als die Sonne durch diese beiden Zeichen wanderte: im März/April und im September/Oktober. Noch genauer: eine Mondfinsternis passiert während dieser Zeitspannen natürlich nur zu Vollmond, eine Sonnenfinsternis nur zu Neumond (wenn also der Mond UND die Sonne in einem der beiden Mondknoten-Zeichen stehen).
Aus China stammt der Mythos, dass ein Drache die Sonne oder den Mond auffrisst, wenn wir eine Mond- oder Sonnenfinsternis erleben. Dieser Drache musste mit lärmenden Ritualen vertrieben werden, solange bis er das wertvolle Himmelsgestirn wieder ausspuckte. Deshalb heißen die beiden Mondknoten auch Drachenpunkte.
Es gibt einen aufsteigenden und einen absteigenden Mondknoten. Wenn der aufsteigende Mondknoten im Widder steht (wie jetzt gerade), dann befinden wir uns kurz vor der Großen Mondwende. Und die wiederum ist sehr gut am Himmel zu beobachten. Im Zeichen Krebs zieht der Mond dann extrem hoch (bei uns in Süddeutschland in einem 70 Grad-Winkel zur Erdoberfläche) über unseren Himmel, während er im Zeichen Steinbock gerade so über den Horizont schlüpft (im Zenit erreicht er einem 13 Grad-Winkel). Das bedeutet, wir sehen den Krebs-Mond gut 17 Stunden lang am Himmel, den Steinbock-Mond nicht mal acht Stunden lang. Auch wenn man bei "Großer Mondwende" meinen könnte, dass sie die Wirkung des Mondes verstärken müsste: das Gegenteil ist der Fall; zumindest, was die Gravitationskraft betrifft ...
In gut neun Jahren, also 2034, ist der aufsteigende Mondknoten in die Waage gewandert (er wandert übrigens rückwärts durch die Sternzeichen bzw. Sternbilder). Immer in dieser Konstellation findet die Kleine Mondwende statt. Das bedeutet, dass die Kluft zwischen der höchsten und der niedrigsten Mondbahn des Monats am schmälsten ist. Die Mondbahn befindet sich dann ziemlich genau auf der Bahn, die auch die Sonne über unseren Himmel zieht. Diese Bahn nennen wir die Ekliptik – nur dass die Sonne natürlich ein Jahr lang für diese Wanderung durch alle Sternzeichen braucht, während der Mond in 27,3 Tagen einmal rum ist.
Der Sonnensturm-Zyklus
Auf der Sonne toben Stürme so heftig wie schon lange nicht mehr, während Nordlichter bis nach Südbayern für ein nächtliches Farbspektakel sorgen. Wie sie entstehen, was das für das Leben auf der Erde bedeutet und warum es etwa alle elf Jahre zu einem Maximum der Sonnenaktivität kommt, erfährst du hier.
Dass die zauberhaften Himmelslichter in Rosa, Violett, Türkis und Grün 2024 für ein solches Feuerwerk sorgen, liegt an den Sonnenstürmen, die schon lange nicht mehr so heftig ausfielen. Schon im Juli 2023 konnte ich große dunkle Flecken in der Sonne erkennen, die auf eine erhöhte Sonnenaktivität schließen lassen. Tatsächlich hat die NASA für 2024 ein Maximum der Sonnenaktivität vorausgesagt. Auch wenn die Wissenschaftler als Mittelmaß des Sonnenflecken-Zyklus elf Jahre errechnet haben, kann es schon mal nach neun oder erst nach 14 Jahren zu einem Maximum kommen. Warum und wodurch die regelmäßige erhöhte Sonnenaktivität genau bedingt wird, darin sind sich die Forscher noch nicht im Klaren. Es gibt aber eine Theorie, die die Planeten Jupiter, Venus und Erde dafür verantwortlich macht. Alle 11,07 Jahre stehen diese drei Planeten in einer Linie zur Sonne. Ähnlich den Gezeitenkräften des Mondes, zieht das Dreiergespann dann mit vereinten Kräften an der Sonne und provoziert so die Eruptionen auf der "Sonnenhaut", der Korona.
Aber warum nur die beiden Winzlinge Erde und Venus in Kombination mit Jupiter? Was wenn beispielsweise einer der Großen – der Uranus etwa – bei dem Gespann mitzieht? In der aktuellen Konstellation ist es nämlich genau so: Uranus, Jupiter und Venus stehen von der Erde aus gesehen gerade in Konjunktion mit der Sonne!
Die Farben der Nordlichter
Die Entstehung von Polarlichtern hängt mit dem Sonnenflecken-Zyklus zusammen. Durchschnittlich alle elf Jahre erleben wir ein Maximum der Sonnenaktivität. In dieser Zeit treten vermehrt Sonnenstürme auf wie derjenige Anfang Mai. Dabei schleudert die Sonne infolge ihrer hohen magnetischen Aktivität gewaltige Plasmaschwaden von sich weg. Dieser sogenannte koronale Massenauswurf erreicht dann rund zwei Tage später die Erde. Ihr Magnetfeld fängt die hochenergetischen Teilchen auf und lenkt sie über die Erdatmosphäre, wo die Teilchen die Atome der Atmosphäre zum Leuchten bringen, und zwar in ganz speziellen Farben: Sauerstoffatome produzieren vor allem grünes oder rotes Licht, während Stickstoffatome für blaugrünes oder violettes Licht verantwortlich sind. Normalerweise treten die Polarlichter – wie der Name schon sagt – nahe den Erdpolen auf. Doch je nach Intensität des Sonnensturmes können die Lichter vom Nordpol sogar bis nach Mitteleuropa reichen.
Die nächste Sonnenfinsternis
Zwischen zwei- und fünfmal pro Jahr findet eine Sonnenfinsternis auf der Erde statt, und zwar – logisch – ausschließlich bei Neumond, wenn der Mond genau zwischen Sonne und Erde hindurch wandert. Das tut er nicht bei jedem Neumond, denn die Mondbahn ist im Vergleich zur Erdachse um einen Winkel zwischen +5 und -5 Grad verschoben. Der Mond wandert also mal etwas oberhalb und mal etwas unterhalb der gedachten Linie zwischen Sonne und Erde hindurch. Haben wir allerdings genau dann Neumond, wenn der Mond auf seiner Bahn die gedachte Linie zwischen Sonne und Erde kreuzt (siehe Mondknoten), sehen wir eine Sonnenfinsternis. 14 Tage vor oder nach einer Sonnenfinsternis kommt es übrigens immer zu einer Mondfinsternis, bei der der Vollmond dann den Schatten der Erde abbekommt und sich rötlich verfärbt.
Weil der Kernschatten, den der Mond auf die Erde wirft, nur einige hundert Kilometer breit ist, sind Sonnenfinsternisse begrenzt auf ein paar wenige Regionen der Erde. Deshalb ist es schon etwas Besonderes, eine Sonnenfinsternis mitzuerleben. In Deutschland, der Schweiz und Österreich werden wir erst wieder am 3. September 2081 eine totale Sonnenfinsternis erleben können. Für die nächsten Sonnenfinsternisse sind unter den Europäern vor allem die Spanier recht begünstigt: Dort kann man die beiden totalen Sonnenfinsternisse sowohl am 12. August 2026 und am 2. August 2027 als auch die ringförmige Sonnenfinsternis am 26. Januar 2028 mitverfolgen.
Während die Natur auf Mondfinsternisse kaum reagiert, hat die Sonnenfinsternis sehr wohl Auswirkungen: Die Vögel verstummen, die Bienen stellen mangels Sonnen-Navi ihren Flug ein und die Blütenkelche der Blumen schließen sich, während plötzlich Fledermäuse durch die Luft sausen.
Die nächste Sonnenfinsternis am 29. März 2025 können wir sogar von Europa aus beobachten. Eine Liste mit Sonnenfinsternissen für das gesamte 21. Jahrhundert findest du hier.
Was ist der Mauretanische Mond?
Immer im März haben wir kurz nach Neumond auch hierzulande die Chance, ein besonderes Mond-Phänomen zu betrachten: der Mauretanische Mond. So nennt man diese hauchfeine zunehmende Mondsichel, die dann kurz nach Sonnenuntergang quer über dem Horizont liegt und wie eine Schüssel aussieht.
In Mauretanien, ja eigentlich in allen Ländern in Äquatornähe zeigt sich die Mondsichel grundsätzlich so: zum zunehmenden Mond steht die Schüssel über dem westlichen Horizont aufrecht und wird von Tag zu Tag voller. Zum abnehmenden Mond liegt die Schüssel umgekippt auf ihrem Rand und leert sich von Tag zu Tag. Es sieht aus, als ob alles was drin ist, ausläuft. Aus dieser Analogie schuf die Menschheit unzählige Legenden: den Göttern Indiens und Chinas wurde aus dem Mond-Kelch beispielsweise der Unsterblichkeits-Trunk überreicht. Zum abnehmenden Mond trinken die Götter das kostbare Zaubermittel leer, während sich der Kelch bei zunehmendem Mond auf wundersame Weise wieder selbst auffüllt. Die Geschichte erklärt den kraftvollen Kreislauf des Lebens, des Werdens und Vergehens, anhand der Mondphasen.
Auch unsere Vorstellungen vom Einfluss des Mondes hat dieser Mythos geprägt, obwohl bei uns die zunehmende Mondsichel senkrecht steht und kaum einer Schüssel gleicht. Doch mit den astronomisch-astrologischen Weisheiten des alten Babyloniens sind auch die mythologischen Mond-Geschichten bis nach Mitteleuropa verbreitet worden. Ein Mythos wird dann kraftvoll und überdauernd, wenn er ein tatsächlich beobachtbares, zentrales Himmelsphänomen erklären und mit unserem Leben hier auf der Erde verbinden kann. Das Werden und Vergehen des Mondes spiegelt sich in der Pflanzenwelt: bei zunehmendem Dreiviertelmond (und klarem Himmel) wachsen die Pflanzen tatsächlich ein wenig schneller, ganz einfach weil das helle Mondlicht hoch am Himmel das Hereinbrechen der Nacht verzögert und die Pflanzen damit länger Photosynthese betreiben können.
Aber zurück zur Mythologie: Dass wir so gern solchen Geschichten über die Macht des Mondes lauschen, liegt an unserem assoziativen Denken, dem Denken in Analogien oder Gleichnissen – wie oben, so unten. Wie im Großen, so im Kleinen. Stellen wir Zusammenhänge zwischen bestimmten Ereignissen fest, merken wir sie uns und bekommen ein Gefühl von Berechenbarkeit, von einer gewissen Ordnung und Kontrolle in und um uns herum. Das wiederum gibt uns Sicherheit und Halt. Es schafft Vertrauen ins Leben. Im Vergleich zu den fragilen irdischen Systemen sind die Mondphasen und auch die Jahreszeiten ein wirklich verlässliches System, an dem ich mich gern und voller Vertrauen in seine Stabilität festhalte.
Wann haben wir einen Blue moon?
Alle zweieinhalb Jahre erleben wir einen Blue Moon. Das bedeutet aber nicht, dass der Mond dann besonders blau erscheint. Der Begriff "Blue Moon" stammt wahrscheinlich von seltenen Ereignissen, bei denen der Mond tatsächlich blau schimmerte – beispielsweise nach Vulkanausbrüchen wie im Jahr 1883 in Indonesien. Damals explodierte die Vulkaninsel Krakatau, wobei so viel Staub in die Atmosphäre geschleudert wurde, dass das Mondlicht dadurch bläulich erschien.
Ähnlich, aber dann doch nicht ganz so selten passiert es, dass innerhalb eines Monats zwei Vollmonde stattfinden. Logisch, denn bei 30 oder 31 Tagen Monatslänge und einem Mondphasenzyklus von 29,5 Tagen muss es hin und wieder dazu kommen: rein rechnerisch nämlich alle 2,4 Jahre. Somit erleben wir im Laufe eines Jahrhunderts etwa 41 Blue Moons. Ein Vollmond am 31. eines Monats ist zwangsläufig ein Blue Moon.
Wie sich der Begriff Blue Moon etablierte? Angeblich liegt das an den früheren amerikanischen Farmern, welche die Jahreszeiten in drei Vollmonden rechneten: beispielsweise den Frühsommermond, den Hochsommermond und den Spätsommermond. Gab es einen vierten Vollmond innerhalb einer Jahreszeit, wurde der "Blue Moon" genannt. So entstand vermutlich auch die englische Redewendung "once in a blue moon", was soviel bedeutet wie "alle Jubeljahre mal".
Übrigens gibt es auch einen Black Moon: Damit bezeichnet man den zweiten Neumond innerhalb eines Monats.
Planeten: ihre Zyklen, ihre Bedeutung
Venus gilt laut Astrologie als der Planet der Liebe, Mars als der des Krieges und Jupiter ist der große Beschützer. Woher kommen diese Zusammenhänge eigentlich? Haben sich die Astrologen die Bedeutungen der Planeten irgendwann einmal aus den Fingern gesogen? Sind sie frei erfunden? Oder gibt es da tatsächlich Erklärungen dafür? Eine spannende Reise in die Geschichte der Erforschung unseres Sonnensystems und zu den Planeten-Zyklen.
MERKUR
Der kleinste und der Sonne nächste Planet braucht gerade mal 88 Erdtage für seinen Weg rund um die Sonne. Damit ist er eins der schnellsten Geschosse in unserem Sonnensystem: in einer Sekunde legt er 47 Kilometer zurück! Kein Wunder, dass er mit dem flitzenden Götterboten in Verbindung gebracht wurde. Merkur ist der Planet der Kommunikation. Seine Nähe zur Sonne ist vergleichbar mit der Nähe des mythologischen Götterboten zu den mächtigsten Göttern.
VENUS
Die Venus ist nach Sonne und Mond das hellste Gestirn an unserem Himmel. Ob die giftige Atmosphäre und die heißen Temperaturen der Venus wirklich so verführerisch sind wie die namensgebende Göttin, wenn wir diesen Planeten aus der Nähe betrachten könnten? Vermutlich verknüpfen wir die Venus seit jeher mit Romantik und Schönheit, weil sie eben nur in den Morgen- oder Abendstunden am Himmel zu sehen ist. Dann nämlich, wenn die Sonne den Horizont küsst und alles in warmes rotes Licht taucht. Dann, wenn Himmel und Erde einander treffen. Eine solche Begegnung kann Liebe säen ... aber auch Streit! Für die Maya beispielsweise war Venus der Planet, der Unheil und Krieg brachte – besonders wenn sie nach ihrer Wanderung zwischen Sonne und Erde hindurch schließlich wieder am Morgenhimmel zu sehen ist. Die Venus hat eine Sonnen-Umlaufzeit von 225 Erdtagen. Ist sie in dieser Zeit nicht gerade rückläufig, kann man an ihr die Dauer einer Schwangerschaft abmessen. Auch deshalb wird sie vermutlich mit dem urweiblichen Prinzip in Verbindung gebracht.
MARS
Sein roter Schein erinnert an Blut, Feuer und Zerstörung. Die Chaldäer veranlasste das schon vor 3000 Jahren, ihn zum Krieg bringenden Planeten zu erklären. Auch die seltsamen Schleifen oder Rückwärtsbewegungen fielen ihnen auf, die der Mars von der Erde aus gesehen macht, weil er der erste Planet außerhalb ihrer Umlaufbahn um die Sonne ist. Wegen dieser Bewegungen nannten die Chaldäer den Mars "Nirgal" oder "Nergal", was soviel bedeutet wie "der Springende" oder "Stampfende", und fanden ihn ziemlich unheimlich. 687 Erdtage, also fast zwei Erdjahre braucht der Mars für seinen Weg um die Sonne. Von der Erde ist er im Minimum 56 Millionen Kilometer entfernt – ein wenig weiter als die Venus mit mindestens 40 Millionen Kilometern. Trotzdem scheint immer mal wieder Mars-Staub in der Erdatmosphäre zu landen, während wir von der Venus nichts abbekommen. Eine Grenzüberschreitung, die gut zum Namenspatron unseres Nachbarplaneten passt.
JUPITER
Täglich prasseln etwa 75 Millionen Brocken aus dem Weltall auf die Erde ein. Sie sind üblicherweise so klein, dass sie als Sternschnuppen verglühen, bevor sie den Erdboden treffen können. Dass die Erde von größeren Einschlägen bisher meist verschont geblieben ist, hat sie dem Jupiter zu verdanken. Der größte und bei weitem massereichste Planet in unserem Sonnensystem zieht mit seiner Schwerkraft fast alle großen Brocken heraus aus dem Gefahrenbereich rund um die kleine Erde. Er ist vermutlich auch der Grund, warum sich aus dem Asteroidengürtel zwischen Jupiter und Mars kein weiterer Planet entwickeln konnte. Die schützende Hand passt zu Jupiters astrologischer Bedeutung als Glücksbringer. Ob die chinesische Astrologie sich deswegen so stark an seinem Zyklus orientiert? In China steht jedes Jahr unter einem von zwölf Tierkreiszeichen (die den unseren allerdings nicht gleichen). Jupiter braucht etwa zwölf Erdjahre für eine Sonnen-Umrundung; jedes Jahr wechselt er also in ein neues Tierkreiszeichen. Mit diesem Zwölf-Jahres-Rhythmus eignete er sich früher sehr gut, um anhand der Himmels-Uhr das Lebensalter eines Menschen nachvollziehen zu können: Geschlechtsreife mit zwölf, erwachsen mit 24, verantwortungsvolle Eltern mit 36, Reife mit 48. So wurde dem Jupiter schließlich die Entwicklung zugeschrieben.
SATURN
Lange Zeit galt er als der Grenzwächter, als der äußerste Planet unseres Sonnensystems. Der letzte, den man mit bloßen Augen noch gut erkennt. So ein Grenzwächter ist streng und lässt so schnell keinen über seine Schwelle. Daher rührt vielleicht die astrologische Bedeutung Saturns, die mit Disziplin und Strenge zu tun hat. Fast 30 Erdjahre braucht er für seinen Weg einmal um die Sonne. Und auch das passt zur Strenge, zum Bilanzieren des astrologischen Saturn: Mit 30 Jahren blicken wir Menschen oft erstmals zurück auf das Erreichte. Falls Kurskorrekturen nötig sind, zeigt sich das spätestens jetzt in den Bereichen, in denen man sein Leben selbst in die Hand zu nehmen hat: in der Berufswahl und in der Wahl des Partners.
URANUS
Am 13. März 1781 entdeckte Friedrich Wilhelm Herschel – eigentlich Musiker – den Planeten Uranus mithilfe eines Teleskops, das er selbst entwickelt hatte. Herschels Leben bekam durch diese Entdeckung eine abrupte Wende: er wurde Astronom. Ähnlich aufgewirbelt wurde die astronomische Weltordnung durch die Entdeckung des drittgrößten Planeten unseres Sonnensystems, das nun plötzlich nicht mehr direkt hinter der Saturn-Umlaufbahn endete. Uranus, der astrologische Planet des abrupten Wechsels, der die Welt ins kreative Chaos stürzt, ist auch astronomisch ein bisschen verrückt: Als einziger Planet in unserem Sonnensystem dreht er sich seitwärts um die eigene Achse. Sein Äquator steht fast im rechten Winkel zu seiner Umlaufbahn und die Sonne dadurch manchmal direkt über seinen Polen. Wie die Venus dreht sich Uranus zudem von Ost nach West und damit andersherum als die anderen Planeten im Sonnensystem. Auf seiner Umlaufbahn einmal um die Sonne ist Uranus 84 Erdjahre unterwegs: also ungefähr so lang wie ein Menschenleben in unserer modernen Zeit. Mit seiner Entdeckung hatte die Astrologie nun auch einen Zeitmesser zur Hand, der diese Spanne widerspiegelt – und außerdem mit seinem Wechsel alle sieben Jahre in ein neues Sternzeichen auch für die magischen Siebenjahres-Schritte steht, in die Rudolf Steiner ein Menschenleben einteilt.
NEPTUN
Dass Neptun existiert, errechneten die Astronomen erst, bevor sie ihn dann endlich 1846 erspähten. Entsprechend wenig weiß man über Neptun. Auf den Bildern erscheint er blau, weshalb er vermutlich den Namen vom Gott des Meeres erhielt. Doch bei minus 220 Grad kann von Wasser keine Rede mehr sein. Neptun ist ein Gasriese, der 165 Erdjahre einmal rund um die Sonne braucht. Weil er so weit weg ist, bekommt er nur 1/900 der Sonnenenergie ab, die auf die Erde fällt. Trotzdem strahlt Neptun 2,7 mal mehr Energie ab, als er von der Sonne empfängt. Der Planet bezieht also noch irgendwoher Energie oder produziert sie selbst. So genau weiß man das nicht ... genauso verschwommen ist der Neptun übrigens in der Astrologie.
PLUTO
Bis zum 24. August 2006 galt Pluto als das Schlusslicht in unserem Sonnensystem, doch dann wurde ihm der Planeten-Status von der Internationalen Astronomischen Union (IUA) aufgrund einer neuen Definition des Begriffs aberkannt. Seither ist er ein Zwerg-Planet, also nicht mehr als ein großer Asteroid. Ob er uns das mal übel nimmt, der Gott der Unterwelt, der laut Astrologie über nicht weniger als das Schicksal einer ganzen Sippschaft oder gar Gattung bestimmt? Diese Bedeutung hat vielleicht mit seiner Grenz-Position am Rande unseres Sonnensystems zu tun – oder auch mit seiner extrem langen Umlaufbahn. Bis er einmal um die Sonne rum ist, vergehen auf der Erde 248 Jahre – eine Zeitspanne, in der tatsächlich das Schicksal einer ganzen Gattung besiegelt werden kann!
Rückläufige Planeten und was sie bewirken
Rückläufigkeiten werden in der Astrologie ganz besondere Energien zugesprochen, aber warum? Ein Planet, der rückläufig ist, bewegt sich auf seiner Bahn auf den erdnächsten Punkt zu und erhält in der Opposition außerdem volle Beleuchtung von der Sonne. Sprich wir sehen ihn heller und größer als sonst am Nachthimmel. Je näher ein Planet der Erde kommt (und je größer er ist), desto stärker kann sich auch seine Gravitationskraft auf die Erde auswirken. Jupiter beispielsweise gilt nicht nur in der Astrologie als positive Macht. In der Astronomie hat er eine regelrechte Beschützer-Rolle, weil er seine nächsten Nachbarn vor Asteroiden-Einschlägen bewahrt, indem er durch seine schiere Masse die meisten umherschwirrenden Gesteinsbrocken auf sich selbst zieht.
Wie du erdnahe Planeten in deinem Horoskop identifizierst
Wenn einer der äußeren Planeten – also Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun oder auch der kleine Pluto – in Opposition zur Sonne steht, heißt das, dass die Erde genau zwischen Sonne und diesem Planeten steht und er auf seiner Umlaufbahn der Erde dann am nächsten kommt. Die Erde überholt ihn also auf der Innenbahn, weil sie einen sehr viel kürzeren Weg um die Sonne hat. Dieses Überholmanöver kündigt sich an mit dem Beginn der Rückläufigkeit, in deren zeitlicher Mitte der Planet von der Erde aus gesehen immer in Opposition zur Sonne steht. Bei den inneren Planeten Venus und Merkur ist es logischerweise umgekehrt: Die überholen nämlich während ihrer Rückläufigkeit die Erde und bilden währenddessen eine Konjunktion mit der Sonne. Sprich sie stehen genau zwischen Erde und Sonne. Eine zweite Konjunktion mit der Sonne bilden diese inneren Planeten am erdfernsten Punkt ihrer Umlaufbahn; dann allerdings sind sie nicht rückläufig. So kannst du also in deinem eigenen Horoskop erkennen, welche Planeten der Erde zum Zeitpunkt deiner Geburt besonders nahe standen.
A propos größtmögliche Erdnähe der Planeten: die ist ziemlich relativ. Ende September 2022 etwa zog die Erde nur 591 Millionen Kilometer entfernt am Jupiter vorbei, während er bei seiner diesjährigen Sonnen-Opposition ganze 740 Millionen Kilometer von uns entfernt ist. Das liegt daran, dass die Planeten in elliptischen Umlaufbahnen um die Sonne "eiern".
Was die Planeten mit Sonnenstürmen zu tun haben
Die Sonne lässt sich von ihren Planeten übrigens auch ganz schön beeinflussen; und das obwohl alle Planeten zusammengenommen gerade mal 0,14 Prozent der Masse unseres Sonnensystems ausmachen, verglichen mit dem stattlichen Rest von 99,86 Prozent, dem Gewichtsanteil der Sonne. Alle elf Jahre etwa werden die Sonnenstürme besonders groß und die elektromagnetische Strahlung der Sonne erreicht einen Höhepunkt. Diese Teilchen kommen auch bis zu uns und sorgen dann zum Beispiel für Funkstörungen in der Luftfahrt oder für besonders starke Polarlichter. Der Grund für die stärkeren Sonnenstürme ist eine Allianz zwischen dem Gasgiganten Jupiter und kleineren Planeten. Je mehr Planeten auf einer Linie zur Sonne stehen, desto stärker ziehen sie an der Sonne. Das allein würde unseren Stern noch nicht aus der Fassung bringen; aber ihr heißes Plasma in den äußersten Schichten ist so instabil, dass es schon auf geringe Reize reagiert. Während eines der heftigsten Sonnenstürme unserer Zeit – Anfang September 1859 – standen Mars, Saturn, Venus, Erde und etwas schwächer auch Jupiter in einer Linie. Ende August 2003 (ebenfalls ein Sonnensturm-Maximum) bildeten Venus, Jupiter und Sonne eine exakte Konjunktion, mit Opposition zu Uranus und Mars (und – logisch – der Erde dazwischen).